Zu Gast am italienischen Lago Maggiore

Maccagno con Pino e Veddasca – Cannobio – Luino


Vorgeschichte

Wenn (kleine) Reiseträume wahr werden …

Ich weiß nicht, wie oft ich schon darüber nachgedacht habe, an den Lago Maggiore zu reisen. Allein der klangvolle Name machte mich neugierig darauf. Zahlreiche Fotos im Netz sowie diverse Reportagen im TV ließen meine Planung immer wieder auflodern. Zuletzt im vergangenen Jahr, als ich mir sogar schon eine kleine Rundfahrt (ohne Camper – nur mit Zug) zusammenstellte. Ähnlich meiner Genfersee-Rundfahrt im Sommer 2020. Doch wie es immer so ist: Es kam mal wieder was dazwischen und erneut landete die Planung in der Schublade.

Im Februar d. J. wurde ich dann plötzlich vom Lago Camp am Lago Maggiore angeschrieben. Über Instagram hatten sie meinen ‘Camping mit Hunden’-Account entdeckt und luden uns ein, den Platz (speziell) auf seine Hundefreundlichkeit zu testen. Im ersten Moment konnte ich es gar nicht glauben. Whow! Was für ein Angebot! Wir sagten kurzerhand zu und obwohl wir eigentlich schon mit der Camping-Planung 2022 abgeschlossen und nahezu alle unsere Urlaubstage verplant hatten, fanden sich in Verbindung mit Christi Himmelfahrt Ende Mai schließlich doch noch ein paar freie Tage. Das Lago Camp stimmte unserem Wunschtermin zu und schon war alles fix. Leider waren die Stellplätze mit Seeblick bereits belegt, dafür durften wir uns innerhalb der M-Kategorie einen Platz aussuchen. Wir waren gespannt und freuten uns beide sehr auf die Tage am (italienischen) Lago Maggiore.


Tag 1: Lange Anreise & Erste Erkundungen

Natürlich hatten wir die letzten Tage schon wieder alles in den Camper gepackt, so dass wir heute Morgen pünktlich um 8 Uhr starten konnten. Die Hunde waren alles andere als begeistert. Normalerweise schlafen sie um diese Zeit (wieder). Auf Autofahren waren sie so gar nicht eingestellt.

Schon nach wenigen Minuten standen wir im ersten Stau. Zehn Minuten verloren. Weil unsere österreichischen Nachbarn außerdem mal wieder Lust auf Blockabfertigung hatten, konnten wir die Inntalautobahn nicht nutzen und fuhren gute 40 Kilometer mehr als geplant auf der Landstraße. Weitere 15 Minuten verloren. Der weitere Weg über Innsbruck (Österreich), knapp vorbei an Liechtenstein und durch Chur (Schweiz) hindurch verlief einigermaßen ruhig. Wäre da nicht irgendwo ein Unfall gewesen. Mit Rettungsgasse und Schneckentempo erneut eine gute halbe Stunde verloren. Gerade vor einer Viertelstunde hatten wir eine kurze Pause an einer Raststätte eingelegt. Hätten wir das gewusst. Weiter ging es nun über Splügen und Hinterrhein, durch Tunnel hindurch und über Berge hinweg. Irgendwann waren wir auf mehr als 1.700 m. Obwohl wir bewusst nicht den San-Bernardino-Pass genommen hatten, war die dazugehörige Autobahn ehrlich gesagt auch nicht recht viel besser. Nicht nur, dass es jetzt auch zu Regnen begann. Die Straßen waren unglaublich kurvig und es gab einen ständigen Wechsel von einer auf zwei Spuren und umgedreht.

Kurz vor Erreichen des Lago Maggiore dann der nächste Stau. In Cadenazzo reiht sich ein Kreisverkehr an den nächsten, was für viele Autofahrer eine unglaubliche Herausforderung darstellt. Auch hier standen wir wieder rund 40 Minuten. So langsam verlor ich die Geduld.

Aber dann lag er endlich vor uns: Der Lago Maggiore. Die ersten Ausblicke auf den See waren schon einmal herrlich. Das schlechte Wetter hatte sich verzogen; hier strahlte die Sonne vom Himmel. Meine Laune hatte sich schlagartig gebessert. Nun waren es nur noch wenige Kilometer zu unserem Ziel. Irgendwo muss doch die Einfahrt zum Camp sein … Mist! Verpasst. Tatsächlich gibt es von der Hauptstraße her nur eine einzige Zufahrt für Wohnmobile – alle anderen Straßen sind entweder zu eng oder Einbahnstraßen in die andere Richtung. Umdrehen war ebenfalls nicht möglich, alles viel zu eng oder zugeparkt. Dann fahren wir eben noch einmal vier Kilometer weiter bis zum nächsten Kreisverkehr. Wir haben ja Zeit – wieso die Eile? Sind ja erst gut 8 Stunden unterwegs … Nur noch ein paar Meter – tadaaaa … hier waren wir! Platt, aber froh, es endlich geschafft zu haben, standen wir kurz nach 16 Uhr vor den Toren des Platzes.

An der Rezeption gemeldet, konnten wir auch gleich auf unseren Stellplatz weiterfahren. Doch die Wege sind hier echt mini. Als wir unseren Platz entdeckten, guckten wir beide erst einmal ein bisschen doof aus der Wäsche. Ich wusste zwar, dass er deutlich kleiner sein sollte als die von uns bisher gebuchten. Aber soo klein? Recht viel Stellmöglichkeiten hatten wir nicht. Genau genommen nur eine. Rückwärts einen kleinen Hang hoch, links und rechts gesäumt von einer kleinen Steinmauer … na wunderbar. Ich persönlich hätte spätestens hier kapituliert. Anton machte es wunderbar und kurze Zeit später konnte er endlich den Motor für die nächsten Tage ausmachen.

Während ich nochmals zur Rezeption düste, fing Anton gleich einmal mit dem Aufbau unserer Utensilien an. Was gemacht ist, ist gemacht. Obwohl er sichtlich fertig war von der heutigen Fahrt, ließ er sich nicht viel anmerken. Gemeinsam stellten wir den letzten Rest auf und nun waren wir wirklich endlich angekommen.

Jetzt erst einmal eine Gassirunde mit den Hunden. Wir spazierten durch das Tor zum See und standen nun direkt davor. Ciao, Lago Maggiore!

Wir liefen am Ufer entlang, weiter über die Promenade in Richtung der ‘unteren’ Altstadt von Maccagno con Pino e Veddasca. Ein kleiner Hafen, eine Kirche im Hintergrund. Alles wirkte ziemlich verschlafen und ruhig. Nicht der typische Touristenort – was uns ganz gelegen kam.

Auf dem Rückweg nahmen wir die zuvor bestellte Pizza in Empfang. Aufs Kochen hatten wir heute nämlich beide keine Lust mehr. Zum Glück kann man an der Camping-Bar Pizza und Pasta ordern. Das war genau das richtige. Die Preise unglaublich günstig. 6 € bis 10 € … dazu noch lecker … da kann man nicht meckern.

Ein bisschen am Platz erholt, ging es gegen 20 Uhr auf eine letzte Gassi-Runde mit den Hunden. Vorbei am Kunstmuseum Civico Museo Parisi-Valle und über den Fluss Giona, der hier in den Lago Maggiore einmündet, erreichten wir den Parco Giona. Eine große Wiese mit etwas Baumbestand, dazu Skate-Park, Restaurant und der ein oder anderen Sitzmöglichkeit. Die Sonne stand bereits tief über den Bergen und hüllte die Umgebung in ein besonders schönes Licht.

Hier hielten wir uns eine Weile auf und spazierten im Anschluss gemütlich wieder zurück. Den restlichen Abend ließen wir auf unserem Platz ausklingen. Bei angenehm warmen Temperaturen und gutem Wein.


Tag 2: Spaziergang durch Maccagno con Pino e Veddasca

Nicht nur uns steckte die lange Anfahrt von gestern noch in den Knochen. Auch die Hunde schliefen länger als gedacht und mussten dieses Mal tatsächlich von uns geweckt werden. Fertig gemacht für den Tag, holte ich die gestern vorbestellten Brötchen an der Bar ab und so gab es nun erst einmal ein gemütliches Frühstück.

Mit den Hunden erkundeten wir die weitere Umgebung des Lago Camp. Allerdings hatte es jetzt um 10 Uhr schon um die 24 Grad. Kein Lüftchen. Die Sonne brannte auf uns herunter. Den Hunden war es jetzt schon eindeutig zu heiß. Leider sind sie absolut keine Wasserratten, so dass wir sie auch nicht mit einem Sprung ins kühle Nass locken konnten.

Während Anton es sich für die nächsten paar Stunden auf dem Platz bequem machte und auch ein wenig arbeiten musste, schnappte ich mir meinen Rucksack und drehte eine Runde durch den Ort. Ursprünglich hatte ich ja geplant, die ein oder andere Fahrradtour zu unternehmen. Da wusste ich allerdings noch nicht, dass es (zumindest hier im oberen, östlichen Teil des Lago) keine Fahrradwege gibt. Den Großteil hätte ich in der Tat auf der viel befahrenen Hauptstraße zurücklegen müssen, die zum Teil auch noch durch dunkle Tunnel führt. Nein, danke. Das war mir tatsächlich zu gefährlich und würde mir auch definitiv keinen Spaß machen.

Und so stand heute erst einmal die Besichtigung von Maccagno con Pino e Veddasca auf dem Programm. Den Stadtplan hatte ich mir schon gestern von der Rezeption mitgenommen.

Von Platz aus spazierte ich zuerst einmal am Ufer des Lago entlang. Inzwischen hatten es sich schon einige Leute am Strand bequem gemacht. Vorbei am Civico Museuo Parisi-Valle lief ich den Parco Giona hindurch, wo wir gestern Abend schon mit den Hunden waren. Ich war ganz fasziniert von den glitzernden Steinen am Ufer. Sie strahlten richtig um die Wette und es sah aus, als hätte man sie mit Swarovski-Steinen verziert.

Je weiter ich mich vom Parco entfernte, desto ruhiger wurde es und letzten Endes war ich wieder mit mir allein. Schon interessant, wie sich alles immer auf kleine Abschnitte konzentriert.

Am Hafen La Gabella Nuovo Porto Turistico, der scheinbar erst 2020 eröffnet und an dem auch heute noch ein wenig gearbeitet wurde, stehen ein paar kleinere Boote. Dahinter ist der (wohl) ältere Hafen. Einmal durch diesen hindurch, erreichte ich eine steile Treppe, die direkt an einer hohen Felswand hinauf führte. Natürlich musste ich da hinauf … ist doch klar. Die Aussicht von dort oben war traumhaft schön. Ich spazierte noch ein wenig die Via Giacomo Matteotti entlang, warf oberhalb der Kapelle sul Lago noch einen Blick auf den oberen Teil des Sees und machte mich wieder auf den Weg nach unten.

Im Übrigen führen hier einige Wanderwege entlang. Und wer gerne klettert, kann sich an den zahlreichen Felswänden austoben – nahezu alle hier sind entsprechend mit Haken vorbereitet.

Weiter ging es nun querfeldein durch das Wohngebiet mit traumhaften Villen, kleinen Kapellen und wunderbar duftenden Blumen. Der Geruch war hier so intensiv und begleitete mich durch den ganzen Ort. Besonders aufgefallen ist uns die Tage über hier die Liebe zum Detail. Die Gärten sind alle akkurat und wunderschön angelegt. Wie aus dem Bilderbuch.

Vorbei am Auditorium und die Via Pietro Valsecchi entlang, erreichte ich einen Supermarkt und schnurckte gleich einmal hinein. Etwas frische Wurst und Käse aus der Region … und auch eine Flasche Wein musste mit. Hier waren wir schließlich jeden Tag kurz zu Gast, denn der Markt am Campingplatz gab nicht viel her und im U!-Supermarkt fanden wir immer wieder die ein oder andere Spezialität.

Über die Strada Statale Richtung Bahnhof dann ein richtiger Farbklecks: Mit dem grellen Gelb ist die Kirche Parrocchia Stefano e Materno schon von Weitem zu sehen. Das Innere ist prunkvoll ausgestattet, ebenfalls sehr bunt und schön anzusehen.

Hier Spazieren zu gehen, ist gar nicht so ungefährlich. Die Straßen werden hier immer enger, die Autos rauschen nur so hindurch. Auf einspurigen Straßen in beide Richtungen, um enge Kurven. Wäre ja mal interessant, wie oft sich da die Autos küssen.

Ich entdeckte eine romantische Gasse mit langgezogener Treppe und erreichte durch Zufall einen Kreuzgang. Der Weg war schon ziemlich verwildert. Mehr als die Einheimischen sind hier wohl eher nicht unterwegs. Mir gefiel es, zumal ich von hier wieder wundervolle Ausblicke auf den Ort und den See darüber hinaus hatte. Ich befand mich hier im ‘oberen Teil der Altstadt’.

Alles wieder zurück, überquerte ich erneut den Fluss Giona und spazierte in Richtung des ‘unteren Teils’ der Altstadt. Entlang der Via Garibaldi, einer etwas größeren Straße durch den Ort, erreichte ich nach einiger Zeit die Chiesa S. Stefano mit den direkt gegenüber liegenden Denkmal. Die Kirche ist deutlich älter als die vorherige und auch im Inneren bei Weitem nicht so prunkvoll gestaltet.

Die Straße immer weiter gelaufen, erreichte ich den kleinen Hafen der unteren Stadt und spazierte über die Via Bernardino Fiora zur Santuario della Madonna della Punta, einer kleinen Wallfahrtskirche, die etwas oberhalb auf einem Felsen steht. Sie diente einst als Zufluchtsort. Der Weg dorthin ist ebenfalls wieder mit biblischen Bildern gesäumt. Das Tor zur Kirche war leider verschlossen. Nur durch ein kleines Loch im Fenster konnte ich einen Blick auf das Innere erhaschen.

Während ich den Blick über die Stadt und den See schweifen ließ, entdeckte ich unterhalb der Kirche eine Madonnen-Statue. Natürlich wählte ich den Weg dorthin, kraxelte über die Steine und Felsmauern und hatte von hier aus wiederum einen wirklichen tollen Blick auf den See. Und eine völlig andere Perspektive. Dass her weit und breit keiner zu sehen war, genoss ich sehr und blieb eine Weile hier sitzen.

Über die Viale Garibaldi spazierte ich langsam wieder zurück, bog links ab zum Ufer und lief die Promenade weiter, bis ich wieder unseren Campingplatz erreicht hatte. Obwohl der Ort wahrlich nicht groß ist, hatte ich so viel gesehen und auch wieder so viele Fotos gemacht … ich kann mich da aber auch einfach nie zurückhalten.

Am Platz wurde ich schon wieder von meinen Lieben erwartet, kurze Zeit später stand Essen auf dem Tisch. Herrlich, so mag ich das. 🙂 Ich ruhte mich eine Weile aus, später gab es noch echtes italienisches Eis von der Bar.

Da ich das ein oder andere Foto und ggf. auch ein Video vom Lago Camp für meinen Account machen wollte, drehte ich nun noch eine Runde über den Campingplatz und sah ihn mir etwas genauer an. Mit gerade mal 1,5 Hektar gehört er zu den deutlich kleineren, weshalb ich auch schnell alles gesehen hatte.

Den weiteren Abend verbrachten wir schließlich mit einer Gassi-Runde, außerdem stand heute Grillen auf dem Programm.


Tag 3: Ausflug nach Cannobio

Heute hatte ich doch tatsächlich ‘Terminstress’. Etwas, das im Urlaub eigentlich so gar nichts zu suchen hat. Doch dank der Mittagspausen der Lago-Maggiore-Schifffahrt (zumindest hier an der Ostseite des Sees) und dem generell schon sehr spartanisch aufgelegten Fahrplan musste der Tag ein wenig koordiniert werden.

Und so läutete uns bereits um 8 Uhr der Wecker aus dem Bett. Schon der zweite Tag in Folge, an dem ich vor meinen Hunden aufstand … irgendetwas läuft da schief. Fertig gemacht für den Tag und Brötchen für das Frühstück geholt (obwohl ich die Vorbestellung gestern vergessen hatte, gab es noch genügend Brötchen in der Bar), drehten wir eine erste Gassi-Runde mit den Hunden. Klar – die hätte Anton auch alleine machen können, wenn ich auf Ausflug bin. Aber nein, das wollte ich nicht. Mir ist es unheimlich wichtig, so oft wie möglich beim Gassi mit dabei zu sein. Auch zu Hause lege ich da ganz viel Wert darauf.

Wieder zurück, genossen wir ein leckeres Frühstück in der Morgensonne. Doch wir waren schneller fertig als gedacht – oder hatte ich einfach unnötig so viel Stress gemacht? Da noch Zeit bis zur Abfahrt war, drehten wir eine weitere Runde mit dem Mädels – dann wären sie für die nächsten Stunden erst einmal müde und Anton konnte in Ruhe arbeiten.

Kurz vor 11 Uhr machte ich mich dann auf den Weg zur Anlegestelle von Maccagno, ca. 600 Meter von unserem Campingplatz entfernt. Schon gestern hatte ich den etwas wirren Fahrplan studiert, mich dann aber doch für die deutlich einfachere Abfrage über das Internet entschieden. Mit der Idee, nach Cannobio zu fahren, stand ich nicht alleine da. Vor mir war eine größere Jugend-Gruppe und mehrere Paare. Das Ticket für 6,80 € (hin und zurück) gekauft, stiegen wir nur wenige Minuten später auch schon ein.

Das Schiff kam bereits gut besetzt aus Luino an. Aussteigen wollte hier niemand. Aber egal. Die Fahrt sollte ohnehin nur 15 Minuten dauern. Ich stellte mich wie viele andere einfach nur an den Bug und genoss die Anfahrt auf das kleine Städtchen, welches uns bunt entgegen leuchtete. Das sah ja schon mal gut aus.

Cannobio ist der klassische Urlaubsort am Lago Maggiore und somit das genaue Gegenteil zu Maccagno. Die Flaniermeile gilt als eine der schönsten Uferpromenaden des Sees, deren Wechselspiel aus atemberaubenden Naturlandschaften und farbenfrohen Häusern unglaublich schön anzusehen ist. Lässt man die Schweizer Grenze hinter sich, ist sie die erste Stadt am Westufer und zu 100% italienisch.

Kaum vom Schiff gestiegen, stand ich auch schon inmitten eines kleinen Gourmet-Marktes. Das ist gemein! Jeder weiß doch, dass ich an regionalen Produkten, frischer Wurst und Käse nicht vorbei gehen kann! Schon der erste Stand zog mich magisch an … und prompt probierte ich mich bei Manuel durch die verschiedenen Ziegenkäse-Sorten. Tatsächlich folgte ich letztlich seiner persönlichen Empfehlung und nahm einen sehr milden, aber unglaublich leckeren Käse mit. Auf seine Frage: ‘Un, due o tre?’ hätte ich gerne mit: ‘Tutti!’ geantwortet. Aber bei einem Preis von 20 bis 45 € pro Käsestück ging mir das dann leider nicht ganz so leicht über die Lippen. Trotzdem freute ich mich über den bisher teuersten Käse meines Lebens und darauf, ihn heute oder die nächsten Tage zu genießen.

Auch bei all den anderen Ständen – Salami, Weine, Süßes – sah ich mich noch näher um, verzichtete aber erst einmal auf einen weiteren Einkauf. Eigentlich bin ich ja hier, um die mir die Stadt näher anzusehen. Und nicht, um den ganzen Ort leer zu kaufen.

Und so schlenderte ich jetzt erst einmal entlang der Seepromenade nach Süden. Rechter Seite die bunten Häuser, die zwar aus verschiedenen Epochen stammen, der Großteil jedoch im 18. und 19. Jahrhundert erbaut wurde. Hier findet man zahlreiche Restaurants und Bars, zwischendurch auch mal einen kleinen Laden. Alle Lokale waren nahezu bis auf den letzten Platz besetzt. Die Menschen genossen ihren Aperol, ein leckeres Essen und das wundervolle Wetter. Man merkte ihnen ihre Lebensfreude richtig an.

Für mich war das hier wieder ein vollkommen neues Bild. Bei uns auf der anderen Seite des Sees absolute Ruhe und kaum Menschen unterwegs. Und hier tummelten sich alle durch die Straßen. Aber nicht aufdringlich, nicht unangenehm. Nur eben ungewohnt.

Vorbei am Hafen Porticciolo Turistico erreichte ich das luxuriöse 4-Sterne-Hotel Cannobio und etwas dahinter auf einer Anhöhe die Villa Maria, ein herrschaftliches Anwesen, genutzt als Hotel & Residence. Geht man die untere parallel verlaufene Straße ein Stück weiter, erreicht man den öffentlichen Strand Amore. Klein, aber fein mit ausreichend Liegeplätzen.

Ich spazierte wieder zurück in Richtung der Seepromenade und bog irgendwann in eine romantische Seitenstraße ab. Hier waren sie wieder: Die bunten, alten Türen. Wer meine Fotos verfolgt, weiß, dass ich diese besonders gerne fotografiere und schon eine eigene ‘Türen-Foto-Sammlung’ aufmachen könnte.

Besonders süß fand ich ja auch die Idee eines Lokals, an der Hausmauer vier Separées auf Treppenstufen zu errichten. Als Dach dienten Schirme in Regenbogenfarben. Fein gedeckt und mit hübschen Kissen verziert. Mit Liebe zum Detail. Toll!

Über die Via Sasso Carmine erreichte die ‘Fetta di torta’, ein hübsches, mit Säulen versehenes Eck-Gebäude. Hier wurden wohl mal heimische Kuchen hergestellt und verkauft. Aktuell ist es hier jedoch geschlossen. Ich spazierte die Via Umberto I entlang, wo sich ebenfalls wieder zahlreiche Geschäfte aneinander reihen. Ob Klamotten- oder Delikatessenläden. Letztere findet man hier wirklich in Massen. Statt Likörchen oder Wein kaufte ich mir jetzt aber erst einmal ein hübsches Shirt, das mich an den Besuch hier erinnern sollte.

Einige Meter weiter spaziert, erreichte ich den wunderschönen Campanile der Pfarrkirche Collegiata di San Vittore. Es war gerade 12 Uhr und eine kleine Melodie erklang. Der Hund vor dem direkt daneben liegenden Café fand das gar nicht so toll und blickte ganz verzweifelt zwischen Frauchen und Turm hin und her … ich werde es nie verstehen, warum manche Hundehalter keine Rücksicht auf ihre ängstlichen Vierbeiner nehmen.

Ich lief die Straße immer weiter, bog mal hier und mal dort ab, erreichte wieder vollkommen menschenleere Gassen mit bunten Fenstern und Fassaden oder dunklen Durchgängen. An der Via Mantelli steht die Chiesa di Santa Marta, eine etwas kleinere Kirche mit ebenso schönem Glockenturm aus dem Jahre 1581.

Auf dem Rückweg in Richtung See warf ich noch einen Blick in die eben erst gestreifte Collegiata di San Vittore hinein. Sehr prunkvoll, sehr bunt, mit fantastischen Deckenmalereien. Die Kirche selbst stammt aus ca. 1840, der Glockenturm wurde erst im 17. Jahrhundert erbaut.

Von hier lief ich erneut kleine, enge Gassen entlang, warf einen Blick in wunderschöne Gärten und staunte über die zum Teil zwar schon baufälligen, aber dennoch hübsch wirkenden Gebäude.

Irgendwann erreichte ich wieder die Seepromenade und lief diese nun in Richtung Norden, direkt zur Santuario della SS Pietà. Diese Wallfahrtskirche wurde 1575 bis 1614 erbaut. Hier spazierte ich nur noch die Promenade entlang und genoss die wundervollen Ausblicke auf den See. Auch hier reihte sich wieder ein Lokal an das nächste, dazwischen ein Antiquitätenladen. Besonders schön: Die jeweils eine Reihe Tische und Stühle direkt an der Mauer zum See. Dinner with a view. Ein Entenpärchen bettelte sich durch und war so zutraulich, dass ich sie problemlos im Portrait fotografieren konnte.

Den Parkplatz am Ortseingang erreicht, drehte ich wieder um und schlenderte gemütlich zurück. Der Ort gefiel mir. Nicht umsonst zählt er zu den schönsten Orten des Lago. Hier kann man es durchaus auch länger aushalten. Ich vermisste meine Lieben, die am Platz geblieben waren. Jetzt hier gemütlich was essen oder trinken … Aber für Mia wäre das hier wieder Stress pur gewesen. So viele Leute, so viel Gewusel auf der Promenade. Abgesehen von den heißen Temperaturen. Denn die Hitze stand hier regelrecht.

Ich drehte nochmals eine Runde über den Markt und beschloss, den Geldbeutel erneut glühen zu lassen. Ein bisschen Wurst, ein bisschen Wein … ich hatte noch Platz im Rucksack und es geht doch nichts über eine genüssliche Brotzeit.

Alles gekauft und alles gesehen, ging es nach einiger Zeit auch schon wieder mit dem Schiff zurück nach Maccagno. Dieses Mal gab es deutlich mehr Plätze und so ergatterte ich einen schönen auf dem Oberdeck mit herrlicher Rundumsicht.

Wieder zurück am Lago Camp, gab es nun erst einmal wieder ein leichtes und leckeres Mittagessen und ich berichtete von meiner kleinen Tour. Während Anton zum Supermarkt lief, um noch ein paar Kleinigkeiten einzukaufen, machte ich mir einen Faulen. Später holten wir uns um die Ecke ein leckeres Eis. Anton hatte auf dem Rückweg direkt am Museum eine Eis-Ape entdeckt. Whow! War das lecker! Gelato naturale 100% made in Maccagno von Gelateria Laghee. Das schmeckte man. Sehr zu empfehlen!!!

Doch die Hunde – speziell Benita – gefielen mir im Verlauf des Nachmittags gar nicht mehr. Benita hatte mit der Hitze wahnsinnig zu kämpfen und war gar nicht mehr hoch zu bekommen. Sowohl draußen als auch drinnen Temperaturen über 30 Grad. Denn auch im Camper stieg die Hitze an, trotz Durchlüften. Der Ventilator und die Mini-Klimaanlage brachten rein gar nichts. Also musste Benita mit kalten Waschlappen über dem Kopf kühl gehalten werden.

Als es gegen Abend ein wenig abfrischte und ein leichtes Lüftchen durchzog, drehten wir nochmals eine schöne, lange Runde mit ihnen. Wir spazierten wieder am Seeufer entlang, ein Stückchen durch den Ort und machten es uns für den weiteren Abend am Platz bequem.


Tag 4: Samstag: Ausflug nach Luino

Den heutigen Tag ließen wir ganz gemütlich angehen. Ausschlafen, frühstücken, und mit den Mäusen eine schöne Runde am See entlang. Nicht nur wir genossen jeden Tag aufs Neue den Ausblick über den See. Selbst die Hunde schienen die Umgebung immer mehr für sich zu gewinnen.

Den weiteren Vormittag gemütlich am Platz verbracht, etwas gelesen und eine Kleinigkeit zu Mittag gegessen, machte ich mich nach der ‘Mittagspause’ wieder auf den Weg zur Schiffsanlegestelle. Heute holte ich mir ein Ticket nach Luino (hin und zurück: 4,80 €). Der nächste, südlich von Maccagno, gelegene Ort und mit rund 15.000 Einwohnern auch der größte am Ostufer des Lago.

Nur zehn Minuten Fahrt – dann waren wir auch schon da. Die Anlegestelle von Luino wirkt ziemlich pompös. Eine große Halle, höchst modern gestaltet. Und scheinbar auch ein ‘Drehkreuz’ des Lago. Zumindest kamen mir einige Leute mit Koffer entgegen.

Der direkt daneben liegende Hafen mit der Madonna-Statue erinnerte mich von der Form her ein klein wenig an die Hafeneinfahrt von Lindau am Bodensee – nur im Mini-Format.

Ich spazierte die geschäftige Via Piero Chiara entlang und bog irgendwann ab in eine Seitenstraße. Vorbei an einladenden Restaurants und hübschen Innenhöfen, erreichte ich die Parrocchia Santissimi, die Kirche von Peter und Paul. Ziemlich versteckt hinter normalen Wohnhäusern und tatsächlich erst auf den zweiten Blick erkennbar. Das Innere der Kirche ist ziemlich spartanisch. So ganz anders als die bisher besuchten Kirchen hier.

Auf meinen Weg durch die verwinkelten Gassen konnte ich immer mal wieder einen Blick in die Wohnungen und Häuser werfen und entdeckte auch immer wieder kleine Highlights wie Gemälde an den Wänden oder bunt verzierte Haustüren.

Über die Piazza Risorgimento mit dem gegenüberliegenden Parco Ferrini lief ich die Via XV Agosto entlang und erreichte die Chiesa S. Giuseppe direkt gegenüber der Seepromenade. Ein hübsches Gebäude, das eher einem Theater als einer Kirche glich.

Entlang das weitläufigen Parco a Lago mit herrlichen Ausblicken auf den See spazierte ich ganz gemütlich immer weiter südwärts. Der gesamte Streifen war von prächtigen Blumenbeeten und blühenden Bäumen gesäumt. Direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite reihte sich eine Traumvilla an die nächste. Ob Stadtvilla oder kleines Schlösschen. Das ein oder andere als Hotel umfunktioniert.

Obwohl in Luino immer nur mittwochs Markttag ist (und dann die Leute aus allen Teilen des Sees hierher kommen), fanden sich auch heute ein paar Verkäufer an der Seepromenade ein. Die Waren reichten von Wurst über Wein bis hin zu Decken, Büchern und Haushaltsartikel. Für mich war dieses Mal nichts dabei.

Einige Schritte weiter entdeckte ich schließlich die Chiesa Madonna del Carmine. Ebenfalls wieder eine hübsche Kirche mit Glockenturm, dieses Mal mit einem einladenden kleinen Park drum herum.

Weiter ging es noch bis zum Porto Nuovo, einem kleinen Hafen, als ich dann aber auch schon wieder umdrehte. Der weitere Weg zeigte nichts besonders Sehenswertes mehr.

Über ein modernes Konstrukt (eine in den See hinausragende Plattform) ging es zur Piazza Libertà und nach kurzer Wartezeit mit dem Schiff ‘Daino’ wieder zurück nach Maccagno. Obwohl mir Luino gut gefallen hat und der Ort mit den verwinkelten Gassen und den schönen Kirchen durchaus seinen Reiz hat, war es mir dann doch auch schnell wieder zu trubelig. Busse, durchrauschende Autos, laute Motorräder … man fühlte sich hier zum Teil wie in einer Großstadt.

Den restlichen Nachmittag gemütlich am Platz verbracht und auch einfach mal nichts getan (was für mich echt schwer ist; irgendwie treibt es mich doch immer wieder herum), bestellten wir uns für das Abendessen noch einmal leckere Pizza. Ein schöner Abschluss dieser paar Tage hier am Lago.

Weil der Wetterbericht für heute Abend bereits erste Regenschauer vorher gesagt hatte, packte Anton schon am Nachmittag die ersten Utensilien in den Camper. Gerade noch mit den Hunden eine Abendrunde gedreht, kam von einer Sekunde auf die nächste plötzlich starker Wind auf. Der Himmel wurde immer dunkler. Jetzt nichts wie zurück. Am Platz brach leichtes Chaos aus. Jeder packte in Windeseile seine sieben Sachen zusammen. Ich ließ mich dummerweise davon anstecken und merkte erst später, wie ich völlig unbegründet in Hektik verfiel. Das übertrug sich auch prompt auf die Hunde, die hechelnd und jammernd im Camper hin und her liefen und wohl nicht wussten, was jetzt grad passiert.

Doch kaum alles verräumt, wurde der Himmel wieder heller – nach Regen sah es erst einmal nicht mehr aus. Egal. Morgen fuhren wir ohnehin nach Hause. Dank des Windes hatte es ziemlich schnell abgekühlt. Wir schnappten uns nochmals die Hunde und liefen zum See vor, der nun laut tosend vor uns lag. Der Wind peitschte uns um die Ohren, Wellen klatschten ans Ufer. Und wer fand das richtig toll? Genau! Benita! Endlich war sie vom ‘Hitze-Koma’ erwacht und freute sich sichtlich über ihr ‘Benita-Wetter’.

Und sie war nicht allein. In der Pizzeria Lido direkt am See saßen doch nicht tatsächlich ein paar Hartgesottene, die bei den Böen noch gemütlich ihre Pasta verspeisten. Während der Kellner die Tische und Stühle drum herum sturmfest machte, schenkten sie sich genüsslich noch ein Glas Wein ein. Herrlich!

Während Anton mit den Hunden schließlich langsam wieder zurück zum Camper marschierte, machte ich noch ein paar schöne Aufnahmen am See und gesellte mich schließlich zu ihnen. Den restlichen Abend verbrachten wir gemütlich im Camper.


Tag 5: Es geht nach Hause

Die ganze Nacht über hatte es geregnet und gewittert und auch heute Morgen setzte der Regen immer nur für wenige Momente aus. So gesehen wurde uns der Abschied zumindest etwas leichter gemacht. Was hatten wir doch mal wieder für ein unbeschreibliches Glück die letzten Tage.

Nach einem kurzen Frühstück noch eine Runde mit den Hunden gedreht, verabschiedeten wir uns gegen 9.45 Uhr schließlich vom Lago Maggiore! Arrivederci, Lago Camp und herzlichen Dank für die Einladung! Wir haben die Tage hier sehr genossen, nette Leute kennengelernt, schöne Ausflüge unternommen und in Bezug aufs Camping auch die ein oder andere Erkenntnis gewonnen.

Die größte davon: Wir brauchen mehr Platz! Auf unseren bisherigen Camping-Trips hatten die Stellplätze jeweils eine Größe von 80 bis 120 qm. Daran hatten wir uns inzwischen schon so gewöhnt, dass uns der Platz am Lago Camp mit gerade mal 70 qm deutlich zu klein war. Schon allein das Einparken – auch mit den extrem engen Durchfahrtswegen – kann zu einem kleinen Abenteuer werden. Und jetzt gehören wir mit unserem V66 sicherlich nicht zu den Groß-Wohnmobilisten! Obwohl wir nette Nachbarn hatten – ein wenig mehr Privatsphäre hätte ich mir schon gewünscht. Man saß hier schon sehr eng aufeinander. Auch mit Hunden ist das nicht so angenehm. Zwar sind unsere Mäuse auf den Campingplätzen so was von brav und stänkern selbst bei vorbei laufenden Hunden so gut wie nie. Aber auch hier möchte ich einfach gerne mehr Distanz halten. Deutlich besser sind die Lakefront-Plätze an der Seepromenade. Nicht nur, dass sie einen schöneren Ausblick haben – sie sind auch ein kleines bisschen größer. Aber die waren ja leider für unseren Termin nicht mehr verfügbar.

Aber zurück zur Heimreise … diese gestaltete sich schließlich genauso schwierig wie die Hinfahrt. Ab Lago Camp bis kurz vor Liechtenstein standen wir permanent im Stau. Teilweise wegen Baustellen. Teilweise wegen … wir wissen es nicht. So schön die Schweiz auch ist … die Straßen sind – zumindest hier – eine Katastrophe. Kaum Autobahnen, nur ein- bis maximal zweispurige Schnellstraßen. Bei der Masse an Verkehr macht das keinen Spaß. Und dafür dann noch so viel Maut kassieren … Eins muss man schon sagen: Für das Geld haben wir die Straßen wirklich gut und intensiv genutzt … 🙂

Letzten Endes benötigen wir knapp 9 Stunden mit einer Pause von gerade mal 15 Minuten, als wir gegen 18.30 Uhr endlich wieder unser Zuhause erreichten. Was für eine Fahrt … Trotzdem war ich happy und sehr dankbar für diese wundervollen Tage. Nun konnte ich auch hinter dem Lago Maggiore einen Haken setzen.