Urlaub an der italienischen Adria

Lido di Spina (Emilia-Romagna) & Lignano (Friaul-Julisch Venetien)

  • Aufenthalt: 2. bis 10. September 2023

  • Campingplatz Mare e Pineta in Lido di Spina (hier geht es zu unserer Bewertung - noch in Bearbeitung)

  • Campingplatz Pino Mare in Lignano (hier geht es zu unserer Bewertung - noch in Bearbeitung)

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Vorgeschichte

Aufgrund einer Urlaubssperre mussten wir unsere diesjährige Herbst-Reise etwas splitten und beschlossen deshalb, die erste September-Woche mal wieder an der italienischen Adria zu verbringen.

Tatsächlich waren wir seit Beginn unserer Campingreisen vor fast genau zwei Jahren schon einige Male dort. Bisher jedoch immer in der Vor- oder Nachsaison; allein schon deshalb, weil es dann auch mit den Hunden ein wenig entspannter ist. Dieses Mal ging es aber nicht anders und so waren wir gespannt, wie sich uns die Touristenorte während der letzten Ferienwoche in Bayern und Baden-Württemberg präsentieren würden.

Obwohl wir nur eine Woche unterwegs waren, sollten es auch dieses Mal wieder zwei Standorte werden. Für die ersten vier Nächte entschieden wir uns für das beeindruckende Po-Delta und den Campingplatz Mare e Pineta in Lido di Spina (Emilia-Romagna). Für den zweiten Teil buchten wir meinen Lieblingsplatz Pino Mare in Lignano (Friaul-Julisch Venetien), in den ich mich im März 2022 total verliebt hatte. Damals waren wir gerade mal drei Wohnmobile und absolut nichts los. Ein wenig Angst hatte ich ja schon, dass sich der gute Eindruck bei Vollbelegung ändern würde. Aber mal abwarten ...

Auch wenn ich mich vor Ort eigentlich treiben lassen wollte, erkundigte ich mich doch schon im Vorfeld über mögliche Ausflugsziele. So ganz ohne Vorbereitung geht's dann eben doch nicht.


Tag 1: Anreise nach Lido di Spina

Pünktlich um 7 Uhr morgens starteten wir in unseren wohlverdienten Urlaub. Das Wohnmobil hatten wir schon in den letzten Tagen fertig gemacht, so dass wir uns heute quasi nur noch selbst mit dazu packen mussten.

Die ersten paar Stunden durch Österreich und weiter bis Sterzing verliefen äußerst ruhig und angenehm. Danach begann der Stau. Bis Gardasee-Süd folgte nun ein ständiges Stop & Go. Mal ging es etwas schneller. Dann standen wir wieder komplett. Wie mich das nervte! Klar - Stau mag niemand. Aber bei mir geht die Laune auf direktem Wege nach unten. Doch es half alles nichts. Da mussten wir (ich) durch.

Gleich hinter dem Gardasee stand eine kurze Pause an. Die erste Raststätte war schon mal komplett überfüllt. Also weiter zur nächsten. Hier lagen die Nerven blank. Ein Gehupe und Geplärre. Gefühlt hatte hier jeder schlechte Laune. Schnell mit den Hunden raus und einen frischen italienischen Cappuccino geholt, den wir dann allerdings mit ins Wohnmobil nahmen. Als es wieder ans Ausparken ging, legte ich mich fast mit einem Italiener an. Er hatte sich ziemlich knapp hinter uns gestellt, mit seinen drei Fahrrädern am Heck. Daher stieg ich vorsichtshalber aus und wies Anton aus dem Parkplatz. Läuft der Urlauber kreischend und wild gestikulierend auf uns zu, so etwas hab' ich ja noch nie erlebt. Warum, denkt er eigentlich, dass ich da stehe?

Die weitere Strecke verlief zum Glück wieder etwas ruhiger, dennoch kamen wir rund zwei Stunden später an als geplant. Beim Supermercato Eurospar Garibaldi kauften wir noch kräftig für die nächsten Tage ein. Wir lieben den Eurospar in Italien. Zumeist große Parkplätze für unser Wohnmobil und eine unglaubliche (leckere) Auswahl.

Als wir gegen 16 Uhr den Campingplatz Mare e Pineta erreichten, waren wir alle erleichtert. Geschafft!

Während Anton uns an der Rezeption eincheckte, blieb ich ihm Wohnmobil und nahm gerade die Hunde vom Gurt, als ich plötzlich einen leichten Aufprall und ein Wackeln verspürte. Na toll. Da war uns gerade eben einer ins Auto gefahren. Das darf doch wohl nicht wahr sein!

Als ob ich es geahnt hätte. Schon kurz vorher beäugte ich die vorbei fahrenden Autos und Kinder mit ihren Rädern und Rollern argwöhnisch. Alle ganz knapp an uns vorbei. Ja, die Straße hier war etwas schmal, aber lt. Rezeption mussten wir uns hier hinstellen. Und dann war es wirklich passiert.

Im ersten Moment fuhr der Unfallverursacher davon. Ich sofort hinterher - aber er wollte nur seitlich parken. Ihm war es sichtlich peinlich. Er hatte die Länge seines ausgeliehenen Autos unterschätzt und zu früh eingeschlagen. Immerhin hatten wir Glück im Unglück. Es war 'nur' der vordere Kotflügel angeschrammt. Die Wohnhülle blieb unversehrt. Gott sei Dank - denn alles am Auto selbst ist deutlich einfacher zu reparieren. Das gegnerische Auto sah bei Weitem schlimmer aus.

Alles geregelt (was für eine Lauferei das wieder nach sich zieht), wurden wir gegen 16.30 Uhr von einem Mitarbeiter des Campingplatzes auf unseren Stellplatz Nr. 280 (Superplatz) geleitet. ENDLICH! Nach 9 1/2 Stunden waren wir endlich 'richtig' angekommen.

Nach einer kurzen Eingewöhnungsrunde mit den Hunden richteten wir uns schließlich häuslich ein und ließen uns eine Stunde später in die Stühle fallen. Fertig. Der Urlaub konnte beginnen.

Mit unseren beiden Damen ging es am Abend auf einen etwas längeren Spaziergang und wir besuchten u. a. auch die beiden Hundespielplätze, die sich direkt angrenzend zum Campingplatz (aber außerhalb) befinden. Mia hatte noch ein wenig mit ihrer Angst zu kämpfen. Erschöpft von der Fahrt so viele neue Eindrücke zu verdauen, ist für so ein Hundchen nicht einfach. Mit eingezogenem Schwanz und leichten Panikanfällen wollten wir es mit der Runde nicht übertreiben und kehrten nach einiger Zeit wieder zum sicheren Stellplatz zurück.

Während Anton es sich dort mit den beiden gemütlich machte, schnappte ich mir die Kamera und spazierte zum Strand. Vorbei an hübschen Bars und einem richtig toll angelegten, eingezäunten Hundestrand mit Liegestühlen und Schirmen. Ein sehr hundefreundlicher Ort.

Am Meer angekommen, waren nur noch wenige Badegäste anzutreffen und die untergehende Sonne hüllte den Strand in ein ganz besonders schönes Licht. Traumhaft! Der ganze Stau-Stress, meine Kopfschmerzen und der Ärger über das angeschrammte Auto waren wie weggeblasen. Meer heilt die Seele.

Für den restlichen Tag war verständlicherweise nichts mehr geplant. Zum Abendessen gab es Gegrilltes und bis späten Abend saßen wir gemütlich vor dem Wohnmobil und ließen den Tag Revue passieren, freuten uns aber vor allem auf die bevorstehenden.


Tag 2: Radausflug zu den Lagunen und Salzsalinen

Gut geschlafen, wurden wir von unseren Hunden erwartungsgemäß früh geweckt. Sie waren noch im Alltags-Modus, was sich aber sicher schnell ändert. Schon morgen werden wir sie kaum mehr aus den Federn bekommen.

Ich freute mich auf das gemütliche Frühstück vor dem Wohnmobil unter den warmen Sonnenstrahlen Italiens. Warm? Fast schon zu warm. Gegen 9.00 Uhr gab es schon gute 28 Grad. Damit hatten wir im September gar nicht mehr gerechnet.

Tatsächlich sollte es die ganze Woche über so heiß bleiben. Die Temperaturen stiegen tagsüber zumeist auf gute 30 bis 32 Grad. Nachts kühlte es gerade mal auf 26 Grad herunter. Hier in Lido di Spina hatten wir aber erfreulicherweise einen Schattenplatz mit angenehmer Brise, so dass sich auch das Auto nicht besonders aufheizte.

Mit unseren beiden Damen ging es nun auf einen langen Spaziergang durch einen Teil des Campingplatzes und darüber hinaus. Auch dem Strand statteten wir einen kurzen Besuch ab. Benita war richtig happy, als sie den Sand unter ihren Pfötchen spürte und stolzierte fast schon grinsend durch die Gegend. Für Mia war es auch heute immer noch eine kleine Herausforderung, die sie jedoch Stück für Stück meisterte.

Während Anton sich seiner Arbeit widmete, schnappte ich mir gegen 11.30 Uhr mein Fahrrad und düste los. Dieses Mal hatten wir das E-Bike mitgenommen. Das Abstrampeln in den letzten Urlauben mit dem Bio-Bike hat mir irgendwann keinen Spaß mehr gemacht. Zwar ist die Landschaft hier in dieser Region ziemlich flach. Aber ich bin einfach nicht die große Sportlerin.

Vom Platz aus ging es über den Canale Longonovo nach Lido degli Estensi, ebenfalls ein Touristenort mit vielen Läden und Restaurants. Besonders attraktiv fand ich ihn nicht. Das sind die Touristenorte aber in der Tat eher selten. Hier muss man sich wirklich ins Umland bewegen, um Schönes zu entdecken.

Über einen breit ausgebauten Radweg parallel zu Strand und Meer fuhr ich weiter zur Mole von Estensi. Von einer breiten Promenade blickt man über einen weiteren Kanal zum Porto Garibaldi. Hier war reges Treiben. Ein Boot und/oder Segler nach dem anderen düste ins Meer.

Von hier aus folgte ich der wirklich hervorragenden Beschilderung 'Salina del Comacchio' und erreichte schon nach einer guten Viertelstunde mit der Via della Corriera Antica den 'Eingang' zum Valle di Comacchio. Gerade noch im Stadtverkehr gefahren, stand ich nun inmitten der Natur und eine unglaubliche Stille umgab mich. Soweit das Auge reicht, reihen sich hier die Fischerhütten (Casoni) aneinander. Vor ihnen die traditionelle Lavoriero, eine fest im Wasser stehende Fischfalle, mit der Aaale (die durch ihren Fortpflanzungsinstinkt in Richtung Meer schwimmen) getrennt von anderen Fischen gefangen werden.

Manche der Hütten waren auch heute am Sonntag besetzt, in einigen von ihnen fanden Familienfeiern statt und so ganz nebenbei wurden die Netze ausgeworfen.

Am Ende eines Schotterwegs erreichte ich einen Mini-Hafen mit Booten und Hütten, in denen wohl der Fang weiter verarbeitet wird. Zumindest konnte ich einige Gerätschaften entdecken, die dafür sprachen.

Ich überquerte die Eisenbrücke, hob mir den hölzernen Aussichtsturm für die Rückfahrt auf, kam aber tatsächlich nach ein paar wenigen Metern schon wieder zum Stehen. Zeit für Fotos! Die Radtour war geprägt von ständigem Auf- und Absteigen. Aber die Ausblicke hier, die Natur, die Fauna … all das hat mich einfach fasziniert. Trotz des Wochenendes und der Urlaubszeit war hier kaum etwas los; nur ab und zu traf ich auf andere Radfahrer oder Wanderer. Perfekt, um die Natur ganz für sich genießen zu können.

Entlang der Via dei bilancioni, einem sehr kleinen Pfad auf einem Damm, auf welchem das Radfahren mitunter etwas holprig sein kann, blickt man zum einen auf die fantastischen Lagunen, zum anderen aber auch auf die Saline, die sich hier auf 550 Hektar erstreckt. Sie besteht aus einem dichten Netz an Wasserflächen, Schleusen und Kanälen, auch das ein oder andere verlassene Haus findet man (tolle Fotomotive!).

1984 wurde der Salzabbau aufgrund ausbleibender Gewinne eingestellt. Danach hat sich das Gebiet zum bevorzugten Nistplatz vieler Vogelarten entwickelt, so dass man seit 2000 sogar eine der wichtigsten und größten Flamingo-Kolonien Europas hier finden kann. Und tatsächlich! Ganz weit hinten konnte ich sie sehen. Nur ganz klein, aber beeindruckt war ich dennoch. Und irgendwie ist es doch auch ganz schön, wenn man als Mensch gar nicht so nah heran kommt.

Jedes Jahr im August wird ein kleiner Teil für Besucher geöffnet und man kann die Entstehung von Salzkristallen bewundern. Für die Zukunft ist sogar die Wiederinbetriebnahme der Saline geplant.

Neben den Flamingos konnte ich auch zahlreiche Reiher und viele bunte Vögel entdecken. Da ich mich mit den Arten jedoch so absolut gar nicht auskenne, beschränkte ich mich einfach auf das 'ach, ist das schön'.

Immer wieder blieb ich stehen, machte Fotos, lauschte der Stille und erreichte nach einer guten Stunde die Fischerstation Stazione Foce. Hier war schon etwas mehr los. Leute picknickten oder gingen zum Mittagessen ins Lokal.

Ich radelte stattdessen noch ein Stück weiter. Wieder hinauf auf den Damm und vorbei am Aussichtspunkt Valle Pega, einer weiteren Fischhütte mit Fangnetzen. Doch der Weg wurde immer gröber. Mich schüttelte und rüttelte es auf dem Rad, so dass ich schlussendlich die Teerstraße bevorzugte, auch wenn ich von hier keinen Lagunenblick mehr hatte.

Ursprünglich hatte ich geplant, einmal um die Lagunen in das Städtchen Comacchio zu fahren. Doch der Weg zog sich ganz schön, es sah kürzer aus als es tatsächlich war und weil die Sonne unerbittlich auf mich herunter brannte und ich auch nichts mehr zu Trinken dabei hatte, drehte ich schließlich um und legte an der Stazione Foce eine Pause ein.

Im klimatisierten Restaurant waren alle Tische belegt, draußen auf den Bänken und Stühlen mit Blick auf die Kanäle war kaum jemand zu sehen. Perfekt. Cappuccino und Saft an der Bar geholt, machte ich es mir unter den Schatten spendenden Bäumen bequem und freute mich einfach, hier zu sein. Was für ein schönes Fleckchen, was für ein süßes Restaurant. Herrlich!

Gut gestärkt, trat ich nach einiger Zeit wieder den Rückweg an und fuhr den mir bereits bekannten Weg zurück. Irgendwie sah es von dieser Seit auch schon wieder ganz anders aus. Vor allem die vielen bunten Blumen strahlten nur so entgegen. Schön anzusehen waren auch die z. T. schon etwas zerfallenen und verbogenen Brücken.

Am Aussichtsturm angekommen, stellte ich mein Rad ab und spazierte nach oben. Es sind nur etwa 20 Meter, trotzdem hat man von hier einen fantastischen Blick über das gesamte Gebiet und kann sogar die Kirchtürme von Comacchio erkennen.

Mit Verlassen der Brücke verabschiedete ich mich von diesem Naturschutzgebiet und erreichte nach einer guten halben Stunde wieder den Campingplatz. Meine Lieben hatten es sich inzwischen vor dem Wohnmobil in den kuscheligen Stühlen bequem gemacht und ich erzählte von meinem wirklich gelungenen Ausflug.

Kaffee gemacht und die kleinen, verdammt pappsüßen ;-) Kuchenstücke vom hiesigen Supermarkt verspeist, drehte ich später noch eine kleine Foto- und Film-Runde über den Platz. Mare e Pineta. Mit 4 Sternen ausgezeichnet, bietet der Platz alles, was man für einen gelungenen Aufenthalt braucht. Restaurants und Bars, einen Supermarkt, kleine Geschäfte, ein Friseur und sogar einen eigenen Obst- und Gemüseladen gibt es. Im Bereich des Feriendorfes findet man zusätzlich noch ein hübsch gestaltetes Freibad.

Ein wenig in die Jahre gekommen ist der Campingplatz ja schon. Die meisten Ferienhäuser (Mobilehomes) haben schon deutlich bessere Zeiten gesehen. Manche von ihnen scheinen wohl auch an Veranstalter untervermietet zu sein. Hier und dort gab es tschechische, deutsche oder österreichische Veranstalter mit eigenen Rezeptionen.

Durch die vielen Pinien ist der Platz zwar perfekt vor Wind und Wetter geschützt. Im hinteren Bereich ist es aber so unglaublich dunkel, dass es selbst bei strahlendem Sonnenschein trist wirkt.

Da hatten wir mit unserem Stellplatz wirklich Glück. Trotz Schattenplatz (über den wir in diesen heißen Tagen sehr froh waren), wirkte es freundlich und frisch. Außerdem hatten wir von hier einen relativ kurzen Weg zum Strand.

Eine gute Stunde war ich unterwegs, bis ich alles gesehen und alle Fotos gemacht hatte. Die Anlage zieht sich dann doch ganz schön und bietet viel Platz für Urlauber.

Jetzt war es Zeit für die Mäuse. Heute Abend sollte es 'richtig' an den Strand gehen. Am Morgen hatten wir ihn nur kurz besucht, da schon in den Vormittagsstunden einiges los war. Wir wollten Mia nicht gleich wieder stressen. Doch jetzt am frühen Abend machten sich die meisten schon auf den Weg zum Abendessen und so konnten wir uns etwas austoben. Vorbei am Hundespielplatz und die Brücke hinweg, erreichten wir den eingezäunten Hundestrand, der mir ziemlich gut gefiel. Neben einer großen Gemeinschaftsfläche inklusive Liegen und Schirme gab es auch kleine Separées. Für all jene, deren Hunde lieber allein sind oder mit denen es abgeschieden vielleicht etwas entspannter ist.

Während man untertags mit den Vierbeinern auf eben diesen Hundestrand 'beschränkt' ist (jedoch mit einem wirklich sehr breiten Strandabschnitt – absolut ausreichend!), darf man ab ca. 19 Uhr dann auch am restlichen Strand mit den Hunden entlang spazieren. Beutelchen sollten natürlich immer mit dabei sein! Und genau das gefiel uns hier auch so gut. Trotz der (auslaufenden) Hauptsaison gab es die Tage hier niemals Probleme, wenn wir mit unseren zwei Mädels entlang spazierten und durch den Sand tobten. Im Gegenteil: So nach und nach füllte sich der Strand mit Hunden. Jeder an der Leine, jeder für sich – und trotzdem immer neugierige Blicke auf die anderen gerichtet. Hier war alles so friedlich und angenehm. Und ein Strandspaziergang in der Abendsonne mit der Familie – was gibt es Schöneres?

Wieder zurück, ließen wir den restlichen Abend ganz gemütlich am Platz ausklingen. Es wurde gegrillt, gechillt und etwas später gab es sogar noch Musik von der Show-Bühne, nur wenige hundert Meter von uns entfernt. Nicht zu laut und nicht zu leise, gerade angenehm. Leider sollte es das einzige Mal während unseres Aufenthalts sein. Schade eigentlich.


Tag 3: Ausflug nach Ravenna … oder doch Comacchio?

Der heutige Tag begann mit Ausschlafen, ausgiebigem Frühstück und einer großen Gassi-Runde. Mia hatte sich zwischenzeitlich an die neue Umgebung gewöhnt und stolzierte sogar schon vorne weg. Nur zu nah durfte ihr niemand kommen. Weder Mensch noch Hund.

Den weiteren Vormittag verbrachten wir gemütlich am Platz, bis ich mich gegen Mittag für meinen heutigen Ausflug schickt machte. Geplant war ein Abstecher nach Ravenna. Dafür hatte ich gestern extra noch die nächst gelegene Bushaltestelle aufgesucht und den Fahrplan studiert (bzw. mit dem aus dem Internet verglichen – in Italien weiß man ja nie).

Als ich eine Viertelstunde vor geplanter Abfahrt ankam, entdeckte ich plötzlich ein Schild – auf Italienisch. So viel konnte ich dann aber doch noch lesen, als dass der Bus hier heute sicher nicht abfahren würde. Am Markt-Montag ist die Haltestelle aufgrund Straßensperren nämlich erst wieder ab 15.30 Uhr freigegeben (lustig, wenn die erste Fahrt am Nachmittag erst um 16.30 Uhr stattfindet und jetzt am Mittag gerade die letzten Stände weggeräumt wurden). Als Alternativ-Haltestelle wurde eine genannt, die ich in Google Maps erst in 5 km Entfernung fand; das kann aber doch auch nicht sein?

Dann probieren wir es eben bei der nächsten, drei Straßen weiter. Vielleicht klappt es ja dort? Mit dem Handy in der Hand und ein wenig in Eile, weil der Bus lt. Plan in 10 Minuten abfahren, ich aber genau so lange dorthin brauchen würde, dauerte es nicht lange und ich lag auf der Schnauze. Die italienischen Bordsteine sind häufig 'etwas' hügelig aufgrund der Wurzeln und die hatte ich übersehen. Beide Knie leicht aufgeschlagen, Blut floss aber keines. Daher nur schnell abgeschüttelt und weiter. Das sollte mich jetzt nicht davon abringen.

An der Haltestelle angekommen, kam nach wenigen Minuten auch schon der Bus. Na also! Auf meine Frage hin, ob er nach Ravenna fährt, winkte der Busfahrer ab, gab mir aber zu verstehen, dass ich trotzdem einsteigen soll; er nimmt mich bis zur 'richtigen' Haltestelle (kostenlos) mit. Ach war das nett. Ich freute mich sehr und bedankte mich schließlich auch noch vielmals bei ihm, als er mich einige Zeit später aussteigen ließ. 'Wann ungefähr kommt denn der Bus nach Ravenna?' fragte ich ihn. '4 bis 5 Minuten' war die Antwort. Tja, was soll ich sagen? Ich wartete und wartete … Ein Bus kam nicht. Mit Blick auf den Fahrplan erkannte ich: Er war schon längst durch, noch bevor wir ankamen. Und der nächste Bus geht aufgrund der Siesta erst in drei Stunden.

Na wunderbar! Ich befand mich hier inmitten einer Wohnsiedlung. Kein Mensch war zu sehen. Taxi gab es keins (sonst hätte ich mir das nach Ravenna geschnappt). Busse fuhren nicht. Also machte ich mich bei 32 Grad zu Fuß auf den Weg zum rund 3,5 Kilometer entfernten Campingplatz. So war das jetzt aber nicht geplant. Zum Glück bin ich schnellen Schrittes und kam gute 35 Minuten später dort an. Leicht genervt, halb verdurstet und komplett durchgeschwitzt.

Eigentlich sollte ich es mir jetzt hier gemütlich machen, aber weil ich mir neben Ravenna auch unbedingt noch Comacchio ansehen wollte, wir aber nur noch zwei Tage hier waren, zog ich mich nur schnell um, gab allen ein Küsschen, schwang mich auf's Rad und düste los. Meine Knie waren nicht ganz so begeistert von der Idee, ein bisschen schmerzten sie schon. Aber egal.

Zunächst folgte ich der mir bereits bekannten Hauptstraße nach Lido degli Estensi und bog dann in die Parallelstraße zum Meer zur Mole di Lido degli Estensi ab. Unser Camping-Nachbar hatte mir gestern den Tipp einer Fähre gegeben, mit der man hier kostengünstig auf die andere Seite übersetzen kann und sich somit nicht nur ein paar Kilometer, sondern vor allem die viel befahrene Schnellstraße über die Brücke spart.

Die Fähre hatte ich tatsächlich gestern schon hier wahrgenommen. Wäre aber nicht auf die Idee gekommen, sie auch zu nutzen (manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht). 0,80 € für 1 Person mit Rad bezahlt, ging es sofort nach Betreten los und nicht mal eine Minute später verließ ich sie auch schon wieder. Ich war in Porto Garibaldi angekommen.

Ab hier musste ich eigentlich nur noch schnurgerade 6 Kilometer die Straße entlang. Zuerst ein Stückchen auf der Hauptstraße durch den Ort. Später gab es sogar einen durchgehenden Radweg bis ins Stadtzentrum. Hervorragend. So macht Fahrradfahren Spaß. Und so ganz nebenbei konnte ich auch noch eine schöne Landschaft bestaunen. Eine halbe Stunde später stellte ich mein Fahrrad direkt unterhalb des Torre dell'Orolgio an der Piazza Vincenzino Folegatti ab.

Comacchio ist mit seinen rund 23.000 Einwohnern ein bezauberndes Lagunenstädtchen und wird gerade deshalb auch gerne als Klein-Venedig bezeichnet. Ich gebe zu: Bis vor wenigen Wochen hatte ich noch nie etwas davon gehört, war aber gleich ganz hin und weg, als ich mir ein paar Bilder davon ansah. Ein Besuch hier war aufgrund dessen ein absolutes Muss.

Und tatsächlich: Schon auf den ersten Blick war ich regelrecht begeistert. Eine unglaublich hübsche und authentische Altstadt, die jetzt am frühen Nachmittag fast schon wie ausgestorben wirkte. Ich hatte hier mit deutlich mehr Touristen gerechnet, stattdessen saßen nur ein paar Einheimische in den Restaurants und Cafés. Die engen Gassen waren … leer!

Erbaut wurde der Ort, um die Vorteile des Flusses für die wirtschaftliche Entwicklung zu nutzen. Vor Trockenlegung der Gegend im Jahre 1821 war Comacchio über Jahrhunderte hinweg ausschließlich mit Booten erreichbar. Und noch heute findet man hier ein dichtes Netz an Kanälen mit hübschen Brücken, pastellfarbenen Häusern und beeindruckenden Gebäuden aus dem Erbe des antiken Spina.

Ich spazierte die Via Cavour bis zur Ponte Pasqualone entlang, drehte wieder um und lief auf der anderen Seite des Torre dell'Orologio die Via Edgardo Fogli ebenfalls direkt am Kanal. Die bunten Häuser gefielen mir. Da ich auch gerne hübsche Türen und Fenster fotografiere, kam ich hier voll auf meine Kosten.

Über die Ponte degli Sbirri bog ich nach links ab und erreichte rechter Hand das beeindruckende Gebäude der Musik-Schule von Comacchio (einst das Gefängnis), auf der linken Seite die alte Fischhalle, die jedoch nur noch gelegentlich auch als solche genutzt wird. Heute fand ich nur eine Kunstausstellung vor. Ein Schritt nach draußen und ich stand vor der beeindruckenden Ponte dei Trepponti. Was für ein wuchtiges Bauchwerk!

Diese faszinierende Brücke wurde 1638 errichtet und erhebt sich an einem Punkt, an dem gleich fünf Kanäle zusammenkommen. Sie verfügt über insgesamt fünf Treppen, die zu einem Plateau aus Istriastein führen. Aber Vorsicht! Die Steine sind selbst bei trockenem Wetter ziemlich glatt und man kommt schnell ins Rutschen. Vor allem durch den gewölbten Boden fühlt es sich hier oben irgendwie 'schwammig' an. Dafür aber ist die Aussicht auf die Stadt mit den Kanälen und den zahlreichen Türmen einfach grandios. Generell ein irgendwie magischer Ort.

Über die Ponte di Borgo schlenderte ich gemütlich den pastellfarbenen Häusern entgegen und erreichte mit der Via Ludovico Muratori wohl das Ausgeh-Viertel der Stadt. Zumindest reihen sich hier zahlreiche hochwertige Restaurants und Bars aneinander. Hübsch gedeckte Tische bis in die Gassen, hochpreisige Menüs. Allerdings wohl erst für den Abend, denn aktuell hatten alle noch geschlossen.

Dazwischen entdeckte ich einen kleinen Kiosk und deckte mich mit kühlen Getränke ein. Das tat jetzt gut. Ich konnte mich mal wieder gar nicht sattsehen an dieser Stadt. So viele tolle Ecken und Gassen, so viele tolle antike Gebäude und dazu so wenig los. Fast schon wirkte Comacchio wie ein kleines Freilichtmuseum.

Einige Schritte weiter erreichte ich die Via Sambertolo und dort die Parrocchia del Santo Rosario, eine römisch-katholische Kirche im Barockstil. Von hier lief ich die Via del Rosario entlang und musste gleich zwei Mal hinschauen. Im Kanal schwammen: Plastik-Enten! Na gut, sie sind deutlich pflegeleichter als echte. Aber irgendwie sah das auch gruselig aus. Dann lieber gar keine.

Am Ende der Straße und über die Ponte del Carmine hinweg steht die Chiesa del Carmine, eine einschiffige Kirche aus dem 17. Jahrhundert mit Glockenturm. Einmal kurz in das Innere geblickt, ging es über die Ponte Pizzetti und die Via Antonio Gramsci nun den hübschen Corso Garibaldi entlang. Obwohl die pastellfarbenen Häuser hier deutlich renovierungsbedürftiger sind, strahlen sie dennoch einen unglaublichen Charme aus.

Dieser Straße folgte ich einige hundert Meter, denn ganz da hinten blitzte ein tolles Gebäude auf. Tatsächlich handelte es sich hier aber nur noch um die Fassade (Ruine) des ehemaligen Klosters Sant'Agostino. Im dahinter liegenden Park finden in den Sommermonaten immer mal wieder Freiluftveranstaltungen statt. Gem. der aufgestellten Bautafeln soll der gesamte Bereich hier in den nächsten Jahren in einen großartigen Park mit Theater verwandelt werden. Kostenpunkt: 6 Mio Euro.

Den Corso Garibaldi wieder zurück spaziert, erreichte ich erneut die Parrocchia del Santo Rosario und blickte kurz in das Innere der Kirche, wo sich wertvolle Gemälde befinden. Weiter ging es zum etwas schief geratenen Torre dell'Orologio aus dem Jahre 1824. Mal kurz geschaut, ob mein Fahrrad noch da ist ;-) bog ich ab in die Piazzetta Ugo Bassi, streifte einige Läden und erreichte nach kurzer Zeit die Piazza XX Settembre, mit der beeindruckenden Basilica San Cassiano. Nachdem der Bau aus dem 7. Jahrhundert vollständig zerstört wurde, entstand zwischen 1694 und 1720 das heutige Gebäude mit zwölf Seitenkapellen auf 62 x 30 Meter, das Tonnengewölbe ist ohne jegliche Fresken oder Verzierungen. Über einen Seiteneingang die Basilika betreten, war ich sofort erschlagen von deren Größe und Schönheit. Absolut sehenswert und faszinierend.

Etwas abseits vom Kirchenschiff (und nicht mit der Basilika verbunden) steht der Glockenturm, ein in meinen Augen durchaus eigenartiger Bau. Ursprünglich aus dem Jahre 1754 stürzte er nur drei Jahre später bis auf den Rundsockel aus istrischem Naturstein ein. Hundert Jahre später wurde er wieder neu aufgebaut, seine heutige Form stammt aus 1868. Ein wuchtiger Turm, der irgendwie so gar nicht in das Bild hier hinein passt. Man hat den Eindruck, er wurde hier 'nur mal eben so kurz abgestellt' und vergessen.

Bis ins 20. Jahrhundert hinein konnte man die Aussichtsplattform besuchen. Danach wurde der Treppenaufgang baufällig und ist seitdem für die Öffentlichkeit gesperrt. Schade. Zum Zeitpunkt meines Besuchs wusste ich davon nichts und suchte verzweifelt nach dem Aufgang. Ich frage mich ehrlich gesagt noch immer – trotz Sperre – wo der sich wohl befunden haben mag.

Noch ein wenig über den Corso M. Mazzini spaziert, drehte ich nach einiger Zeit wieder um, denn hier endete die historische Stadt. Es ging vorbei an hübschen Fenstern und Türen, kleinen Seitengassen und wieder zurück zu den Kanälen der Stadt. Eigentlich hatte ich das Wichtigste inzwischen gesehen, trotzdem schlenderte ich noch einmal ganz gemütlich einzelne Gassen und Kanäle auf der Suche nach schönen Fotomotiven ab. Und wurde fündig.

Ob ein kitschig dekoriertes Fischerbötchen oder der beeindruckende, sichtlich frisch renovierte Segler, der fast die gesamte Breite des Kanals ausfüllte. Hier kann man sich so richtig austoben.

Auch wenn der Abschied mir schwer fiel, machte ich mich gegen Abend langsam wieder auf den Rückweg. Ein tierischer Begleiter verfolgte mich noch ein Weilchen, dann ging es den mir bekannten Radweg wieder zurück. In Porto Garibaldi angekommen, legte ich entlang der Via Giacomo Matteotti einen weiteren Fotostopp ein. Hier reihen sich die Fischerboote aneinander, schwere Netze und Seile liegen an der Mole. Auf den Tischen findet man die Reste der Fischverarbeitung vom Morgen und hier und dort konnte ich noch ein paar Muscheln entdecken. Alles in allem eine unglaublich schöne Stimmung.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals stehen dann schon die größeren und moderneren Schiffe. Yachten und Segelschiffe für die Freizeit. Abgeschirmt und dennoch schön anzusehen.

Am Fähranleger Traghetto Porto Garibaldi angekommen, fuhr mir diese doch glatt vor der Nase davon. Aber was soll's. Keine fünf Minuten später stand sie schon wieder da und ich konnte nach Lido degli Estensi übersetzen. Von hier waren es nur noch gute zehn Minuten, als ich auch schon wieder 'zuhause' war.

Keine Zeit für eine Pause, denn jetzt waren die Mäuse dran, die wohl schon sehnsüchtig auf mich gewartet hatten. Während ich von meinem Ausflug erzählte, spazierten wir an den Strand, wo wir uns alle Vier so richtig austobten. Wir liefen um die Wette, lachten, kreischten und lockten unsere eher wasserscheuen Hunde ins Meer. Die Rettungsboote scheinen es ihnen ganz besonders angetan zu haben. Bei unserem Spaziergang entlang des Strandes musste jedes einzelne von ihnen begutachtet und einmal Probe gesessen werden. Ja schon irgendwie süß. Diese Zeit am Meer hier und heute genoss ich in vollen Zügen. Könnte man bitte mal ganz kurz die Welt anhalten? So für zwei, drei Jahre?!

Wieder zurück am Platz, holte ich uns am späten Abend schließlich eine Pizza vom hauseigenen Restaurant. Der Ansturm war groß. Wartezeit eine halbe Stunde. Egal. Das war es wert. Die Pizza war wahnsinnig gut und für gerade mal 6 € wirklich ein Schnapper. Da können sich manch andere Campingplätze mal eine Scheibe abschneiden.


Tag 4: Heute aber wirklich Ravenna!

Nach einem abermals sehr entspannten Vormittag ähnlich dem gestrigen versuchte ich gegen Mittag erneut mein Glück mit Ravenna. Heute gab es keinen Markt in Lido di Spina und für heute waren auch keine Schilder an der Bushaltestelle angebracht.

Die dem Campingplatz nächst gelegene Haltestelle nennt sich Bar del Moro. Von hier gibt es im Übrigen auch die Linie 331 nach Comacchio. Ich aber nahm die 333 mit Endstation Ravenna. 6,70 € direkt beim Fahrer bezahlt, ging es auch schon los. Auf meine Frage, ob er mir vielleicht Bescheid geben würde, wenn wir die zweite der drei Haltestellen in Ravenna anfahren, sah er mich mit großen Augen an. Er verstand kein Englisch und kein Deutsch. Ich sollte wirklich ganz dringend mal etwas Italienisch lernen.

Egal. Ich beschloss, einfach zur Endstation mitzufahren, damit kann man nichts falsch machen. Tatsächlich war das auch gut so. Denn wir kamen am Busbahnhof am Piazzale aldo Moro an. Den würde ich auch für die Rückfahrt wieder einwandfrei finden.

Ravenna war mir natürlich schon immer ein Begriff. Doch so richtig damit auseinander gesetzt hatte ich mich bis zur Planung unserer Reise ehrlich gesagt noch nicht. Bekannt ist sie vor allem durch ihre gut erhaltenen Mosaike aus dem 5. und 6. Jahrhundert. Aber auch die frühchristlichen Kirchen, Mausoleen und Kapellen sind Zeugnis für viel Kultur.

Einmal durch die Unterführung hindurch und über die breite Hauptstraße Viale Santi Baldini hinweg, erreichte ich nach wenigen Minuten die Basilica die San Giovanni Evangelista aus dem 5. Jahrhundert mit einem hübschen kleinen Park drum herum. Ein Stückchen weiter bog ich ab in die deutlich kleinere Via Armando Diaz und erreichte damit eine kleine Einkaufsstraße mit zahlreichen Cafés. Darunter auch das Caffè Letterario, ein richtig schön gestaltetes Café mit zahlreichen Büchern, die auch getauscht werden können. In den Auslagen findet man hauseigene Süßigkeiten und der frische Duft von Kaffee weht einem um die Nase.

Über die Piazza Luigi Einaudi bog ich ab in die Via Serafino Ferruzzi, an dessen Ecke zur Via Paolo Costa der 'Schiefe Turm von Ravenna' zu finden ist. Eigentlich bekannt unter dem Namen Torre Civica – Bürgerturm. Ursprünglich im 6. Jahrhundert erbaut, wurde er im 12. Jahrhundert erweitert, überblickte die Abschnitt des Flusses Padenna und war 39 Meter hoch. Aufgrund der Bodensenkung nahm er allerdings nach und nach die nun charakteristische Neigung an. Aufgrund der Stabilitätsprobleme wurde er auf 26 m reduziert. Bis 1915 wurden die Glocken dazu genutzt, die Bewohner der Stadt vor Gefahren zu warnen. Heute ist der untere Teil mit einem Gerüst umwickelt, um ihn stabil zu halten, weshalb jedoch auch etwas von seinem Charme verloren geht.

Etwas in die liebevoll gestalteten Innenhöfe der Via Paolo Costa geblickt, erreichte ich eher durch Zufall den Mercato Coperto – und war gleich ganz begeistert. Die historische Markthalle von Ravenna wurde fünf Jahre lang für rund 2,7 Millionen Euro vollkommen entkernt, renoviert und in einer perfekten Kombination aus Tradition und Moderne 2019 wieder eröffnet. Statt üblicher Marktstände findet man hier allerdings ein ganz besonderes italienisches Markt- und Gastronomie-Konzept, das ganz nebenbei auch noch Schauplatz für Tagungen, Events, Messen und Feiern ist.

In einer Auslage fand ich zahlreiche unterschiedliche Nudelsorten. Fein säuberlich aufgereiht und sicherlich von Hand gefertigt. An anderer Stelle gibt es eine Fischtheke mit dem besten Fang des Tages. Und dazwischen wundervolle Cafés, von denen jedes einzelne zum Verweilen einlädt. In die Gestaltung der Halle wurde so viel Liebe und Professionalität gelegt.

Auf der anderen Seite der Markthalle verließ ich das Gebäude wieder und stand nun auf der Piazza Andrea Costa, die von vielen bunten Gebäuden eingefasst wird. Entlang der Einkaufsstraße Via Camillo Benso Cavour erreichte ich schließlich über die Via Galla Placidia die Basilica di San Vitale. Schon allein das Eingangstor wirkt beeindruckend, dahinter erstreckt sich ein riesiges Areal an Kirchen, Türmen, Kapellen und einer Parkanlage.

Die Basilika zählt zu den bedeutendsten Kirchenbauten der spätantik-frühbyzantinischen Zeit und ist vor allem für ihre Mosaik-Ausstattungen im Inneren berühmt und bekannt. Der Eintritt kostet etwas über 10,- €, also durchaus akzeptabel. Kurz hatte ich mir überlegt, mir die Anlage näher anzusehen. Aber dafür braucht man Zeit. Viel Zeit. Und weil es noch so viel anderes hier in der Stadt zu entdecken gab, ich aber auch an den Busfahrplan gebunden war, verzichtete ich dieses Mal darauf. Wer weiß? Vielleicht kommen wir ja wieder einmal hierher – dann habe ich noch etwas zum Entdecken.

Allein von außen sah die Anlage schon sehr beeindruckend aus. Ich spazierte die kleinen Gassen entlang, vorbei am Mausoelum Galla Placidia und der Chiesa die Santa Croce zum Monastero Clarisse Capuccine die Ravenna. Der gesamte Weg ist mit Kopfsteinpflaster gesäumt, pastellfarbene, alte Häuser reihen sich aneinander. Abseits der Touristenpfade war hier nichts los und irgendwie wirkte es wie im Mittelalter hier. Fehlt nur noch der Ritter auf dem Pferd.

Wieder zurück in den Einkaufsstraßen holte ich mir in einem Souvenirladen Postkarten mit Mosaik-Motiven. Ein kleines Andenken an die Stadt der Mosaike.

Mit einem Abstecher zur Porta Adriana, ein Stadttor mit Bogenöffnung, das im 16. Jahrhundert erneuert und ausgebaut wurde, drehte ich wieder um und lief erneut die Einkaufsstraße Via Camillo Benso Cavour entlang. Immer wieder stieß ich auf fantastische Street-Art Bilder, so z. B. von LeDieSiS mit ihrer Marlene Dietrich im Superman-Kostüm oder die Mutter-Gottes mit Taucherbrille. Allesamt fantastische Bilder und wahre Kunstwerke!

Allein diese sind schon ein halbtägiger Spaziergang durch Ravenna wert. Ich habe nur hier und dort eher durch Zufall solche Motive entdeckt. Tatsächlich gibt es aber noch deutlich mehr zu sehen.

Mit der berühmten Piazza del Popolo erreichte ich schließlich den berühmtesten und größten Platz der Stadt. Er wurde unter venezianischer Herrschaft ganz nach dem Vorbild der Piazza San Marco in Venedig Ende des 15. Jahrhunderts geschaffen. Es entstanden zwei große Säulen, auf denen die Ortsheiligen Apollinaris und Vitalis zu sehen sind, direkt dahinter befindet sich der Palazetto Veneziano, ein kleiner Palast mit fünf Bogenöffnungen. Rund um den Platz findet man außerdem den zinnengekrönten Palazzo Comunale sowie den elegante Palazzo dei Rasponi del Sale. Historische, pastellfarbene Häuser mittendrin.

Mit den Restaurants und Cafés entlang des Platzes hat man tatsächlich das Gefühl, in Venedig zu sein. Wenn der Platz auch um ein Vielfaches kleiner ist – und Tauben sucht man hier auch vergeblich.

Vorbei an der Chiesa Santa Maria del Suffragio ging es über die Via Dante Alighieri direkt zum Dante-Grabmal. Dieses kleine Mausoleum beherbergt den Sarg des Dichters Dante und steht direkt an der Außenmauer des Kreuzgangs der Klosterkirche San Francesco. Der Dichter Dante ist mir natürlich vom Namen her ein Begriff. Dass das Grab aber gleich so viele Touristen – darunter auch viele junge Leute – anzieht, wunderte mich dann doch. Es war kein Herankommen möglich, so viele wollten in das Innere blicken.

Durch ein eisernes Tor schräg dahinter gelangt man in einen kleinen Innenhof mit weiteren Särgen aus Stein. Auch alte Steinmauern sind zu sehen. Ein paar Schritte weiter findet man sich im restaurierten Kreuzgang wieder. Die Basilika San Francesco wurde im 6. Jahrhundert gegründet, im 11. Jahrhundert erhielt sie ihr heutiges Aussehen. Das Innere ist eine interessante Mischung aus kühlen Mauern mit warmen Holzfrakturen. Sehr sehenswert, vor allem auch die Krypta.

Die Zeit hier in Ravenna verging wie im Fluge. Es ist eine Stadt, in der man sich einfach treiben lassen kann, da sich hinter jeder Ecke etwas anderes verbirgt. Ob ein großartiger Palast, imposante Kirchen, Street-Art vom Feinsten oder auch einfach nur in Mosaik versetzte Straßennamen. Ich lief komplett unvorbereitet durch Ravenna und konnte dabei die wichtigsten Punkte kennenlernen. Natürlich gäbe es da noch so viel mehr. Weitere Paläste, weitere Mausoleen und nicht zu vergessen die vielen (Mosaik-)Museen. Definitiv ein Grund, wieder zu kommen. Für mich ist Ravenna eine Mischung aus Verona und Venedig und gehört definitiv zu den interessantesten Städten Italiens.

Zurück am Busbahnhof ging es mit der Linie 333 nun wieder eine halbe Stunde zurück nach Lido di Spina. Die Straßen hier sind die reinste Katastrophe. Selbst die Hauptverkehrsstraße ist so dermaßen holprig, dass man den Eindruck hat, auf einem Feldweg unterwegs zu sein. Der Bus ruckelte und wackelte, unglaublich.

Und dann hätte ich doch fast meine Haltestelle übersehen. Da ich den Busfahrer (welcher der gleiche war wie auf der Hinfahrt) mangels Sprachkenntnissen nicht bitten konnte, mir Bescheid zu geben, begleitete ich die Fahrt in Google Maps. Doch irgendwas stimmte da nicht. Denn tatsächlich kamen wir schon fünf Minuten früher an als geplant, die dort aufgezeigten Haltestellen waren wohl nicht mehr die aktuellsten? Egal. Stopp gedrückt und ausgestiegen, ging alles nochmal gut. Denn heute hatte ich wirklich keine Lust mehr, wieder eine halbe Stunde zurück zu laufen.

Die Freude war groß, als ich wieder am Stellplatz ankam. Vor allem die Vierbeiner schienen mich ganz schön vermisst zu haben und so spazierten wir alle zusammen an den Strand. Jetzt um kurz nach 18 Uhr war kaum mehr was los, so dass wir uns wieder so richtig austoben konnten. Die Hunde flippten im Sand regelrecht aus, was die wenigen umstehenden Leute zum Schmunzeln brachte. Als Benita dann auch noch Bekanntschaft mit einem sich bewegenden Stein machte, war der Lacher groß. Wie jetzt? Der Stein steht doch da im Wasser … warum wackelt der? Sie konnte es nicht so recht glauben, ging immer wieder hin … um dann doch wieder erschrocken zurück zu hüpfen.

So langsam wurden wir wehmütig. Zwar war unser Urlaub noch längst nicht vorbei. Doch der erste Teil hier in Lido de Spina endete morgen. Der Aufenthalt hat uns richtig gut gefallen. Trotz Ferienzeit war wenig los. Der Strand mäßig besetzt und generell nicht so vollgesteckt mit Liegen und Schirmen wie anderswo an der Adria. Die Gegend rund herum beeindruckend und interessant und eine gute Mischung aus Natur und Kultur. Auch die Hunde fühlten sich – nach anfänglichen Schwierigkeiten bei Mia, die jedoch ganz normal sind – richtig wohl. Benita hätte wohl am liebsten eine LKW-Ladung Sand mitgenommen, so viel wie sie heute Abend noch gebuddelt hat.

Schon mal ein bisschen zusammengepackt und Unnötiges im Wohnmobil verstaut, ließen wir den Abend schließlich noch ganz gemütlich bei Pasta & Wein ausklingen.


Tag 5: Weiterfahrt von Lido di Spina nach Lignano

Vom Campingplatz Mare e Pineta zum Campingplatz Pinomare. Na, wenn man da mal keinen Zungendreher bekommt.

Für heute Morgen stellte ich mir vorsichtshalber den Wecker, wachte aber schon eine halbe Stunde vor dem Klingeln auf. Wenn es ans Ab- oder Weiterreisen geht, bin ich immer ein wenig nervös und schlafe dadurch von Haus aus schlechter. Doch so schlimm war das gar nicht. Denn somit hatte ich heute definitiv keinen Stress.

Ein letztes Mal frische Backwaren geholt, genossen wir noch einmal ein gemütliches, wenn auch deutlich kürzeres Frühstück als sonst und machten uns anschließend an die Arbeit. Nun ging es wieder ans Aufräumen am und im Wohnmobil, wobei wir einen Teil bereits gestern schon verstaut hatten.

Alles soweit erledigt, drehten wir eine letzte Runde mit den Hunden über die Ferienanlage. Benita musste natürlich noch einmal ausgiebig schnüffeln. Mir tut es immer ein wenig weh, wenn ich sehe, wie gern sie irgendwo spazieren geht, wie leidenschaftlich sie an Blumen und Bäumen schnüffelt und wie sehr sie sich irgendwo wohlfühlt. Und dann kommen wir und karren sie wieder an einen anderen Ort, wo alles neu für sie ist. Aber so ist das nunmal … und letztendlich gefällt es ihnen an den neuen Orten dann ja auch meist wieder ganz schnell.

Von den Nachbarn verabschiedet, mit denen wir das ein oder andere Mal nett geplaudert hatten, verließen wir pünktlich um 10 Uhr (Check-Out-Zeit) unseren Stellplatz. Außerhalb der Anlage noch schnell das Grauwasser entleert, machten wir uns nun auf den Weg zum rund drei Stunden entfernten nächsten Ziel: Lignano.

Diesen Campingplatz kannten wir bereits und irgendwie war das doch auch mal ganz schön. Kein Bangen, ob es uns dort wirklich gefallen würde, keine Bedenken, wie es mit der Hundefreundlichkeit sein wird. Für mich war es tatsächlich eine etwas entspanntere Weiterreise.

Statt auf der Autobahn führte uns die Strecke fast ausschließlich auf Hauptstraßen entlang der Adria. Während Anton Autobahnen bevorzugt (es ist einfach ein angenehmeres und regelmäßigeres Fahren) freute ich mich über die vielen schönen Landschaften, die an uns vorüber zogen. Und auch er war schließlich ganz angetan davon. Die Straßen waren größtenteils gut zu befahren. Kein Stau, kein allzu großer Verkehr. Also alles richtig gemacht.

Vorbei an Comacchio überquerten wir nach einiger Zeit den Fluss Po di Levante, rechter Hand entdeckten wir eine Werft, in der gerade eine nigelnagelneue Green-Baltic-Fähre stand. So wie es aussah, war sie fast fertig und bereit für die Ausfahrt in Richtung Porto Levante. Eine halbe Stunde später bot sich uns bei Chioggia ein unglaublich schönes Landschaftsbild. Wir befuhren die Ponte Translagunare, eine rund 700 Meter lange Brücke, ganz knapp über dem Wasser gespannt, welche Chioggioa mit Sottomarina verbindet. Wir befanden uns gerade in/auf der Lagune von Venedig, die sich rechter Hand bis in die Lagunenstadt zieht.

Einmal an Venedig vorbei, war der weitere Weg nun nicht mehr ganz so spannend, führte er uns doch ein ganzes Stück vom Meer entfernt entlang. Während des Wegs kam uns schließlich die Idee, statt dem bereits im Voraus ausgesuchten Eurospar in der Nähe des Campingplatzes doch einfach 'unseren' Lieblingsmarkt in Latisana anzufahren. Den hatten wir bisher immer auf unserem Weg nach Bibione 'mitgenommen' und weil man dort nicht nur hervorragend parken kann, sondern es auch frischen Fisch zu kaufen gibt, nahmen wir den kleinen Umweg gerne in Kauf. Und tatsächlich: Hier gab es so viele 'Ofertas' und so viele tolle Sachen, dass wir wenig später grinsend weiterfuhren. Wann bekommen wir die Kundenkarte?

Was immer ein bisschen nervig ist, sind die Mittagspausen auf den Campingplätzen in Italien. In dieser Zeit darf man nämlich nicht auf den Platz fahren. Da wir bereits um 10 Uhr aus Lido die Spina abreisen mussten und der Weg nicht allzu weit war, kamen wir trotz Trödeln und Einkaufen um kurz nach 14 Uhr in Lignano an. Mittagsruhe: 13 bis 15 Uhr. Zumindest war aber der Check-In schon möglich, den Anton schnell für uns erledigte. Dieses Mal zum Glück ohne weitere Vorkommnisse. Die Einfahrt zum Campingplatz ist hier wirklich sehr großzügig gestaltet und bietet zwei Spuren für Wohnmobile und Mobile-Home-Gäste.

Es ist immer ratsam, sich einen Stellplatz erst einmal anzusehen, wenn man ihn noch nicht kennt. Eigentlich hätte ich ja gerne unseren damaligen Platz in erster Reihe mit Blick auf's Meer gehabt. Doch diese Plätze waren schon ein Jahr im Voraus ausgebucht. Also spazierten wir mit den Hunden zu dem uns zugewiesenen Platz und beratschlagten, wie wir das Wohnmobil am besten einparken. Mit knapp 150 qm hatten wir eine riesige Fläche erhalten. Nur leider war sie auch komplett in der Sonne. Kein Schatten weit und breit, nur ein einziger Baum an einem Ende. Mit den Hunden natürlich bei rund 32 Grad Außentemperatur nicht ganz so optimal. Aber es war wie es war. Entweder hat man zu viele Bäume im Platz, dass man kaum rangieren kann, oder eben keine. Uns kann man es aber auch wirklich nicht recht machen. :-)

Die restliche Wartezeit vertrieben wir uns mit Cappuccino und kühlen Getränken im platzeigenen Café. Bei den Preisen verschlug es mir ein klein wenig die Sprache. Während ich den Kaffee für 2,- € äußerst günstig fand, wurden bei 0,3er Cola gleich 3,50 € verlangt … Und das ohne Pfand, das es in Italien ja nicht gibt. Deshalb merke: Softgetränke nur noch zu Hause.

Punkt 15 Uhr machten wir uns schließlich wieder auf den Weg zum Wohnmobil. Da bereits andere hinter uns anstanden, wollten wir niemanden blockieren. Nur ein paar Meter gefahren, parkten wir auf unserem Platz für die nächsten paar Tage ein, räumten wieder alle Utensilien nach draußen und machten es uns schließlich eine gute Stunde später in 'unserem' Garten bequem. Umgeben von einer Hecke, fühlten wir uns hier eingeschlossen richtig wohl.

Natürlich hielt es mich nicht lange auf dem Stuhl. Obwohl ich den Campingplatz schon kannte, zog es mich doch gleich wieder an den Strand. Ich war gespannt, wie er heute – zum Ende der Hauptsaison – aussehen würde. Bisher kannten wir ihn ja nur menschenleer. Und tatsächlich: Er bot sich mir in einem ganz anderen Bild. Aber: Ich wurde nicht verschreckt. Die aus den 80er Jahren bekannten Bilder mit Liege an Liege und Mensch an Mensch bewahrheiteten sich auch heute hier nicht. Klar gab es Liegeplätze, dennoch fand man auch viele freie Stellen und speziell direkt am Meer vorne war sehr viel Freiraum.

Beim Spaziergang musste man nur aufpassen, nicht in eines der zahlreichen Kunstwerke aus Sand zu treten. Heutzutage baut man ja keine einfachen Sandburgen mehr. Da sind es dann schon eher Pyramiden und ganze Schlösser. Aber wirklich schön anzusehen.

Am Ende der Landzunge und direkt an dem Eck, wo der Fluss Tagliamento ins Meer mündet, befindet sich der (kostenpflichtige) Hundestrand La Spiaggia di Duke. Das eingezäunte Areal bietet eigene, abgetrennte, Bereiche, sog. Special Dog-Bereiche, in denen sich der Hund auch ohne Leine bewegen darf. Auch Liegen und Schirme sind vorhanden. Richtung Meer gibt es dann aber auch zusätzlich noch uneingezäunte Liegen, wo die Vierbeiner allerdings komplett angeleint bleiben müssen. Als ich hier vorbei kam, ging mir das Herz auf. Jede Liege war belegt. Doch nicht von den Menschen. Ob ein spanischer Galgo, ein Afghanischer Windhund, ein Malteser oder Pudel. Alle Vierbeiner hatten sich den besten Platz AUF der Liege gesichert, während die Menschen am Boden drum herum saßen und glücklich waren. Schön anzusehen auch die Harmonie, die hier herrschte. Summa summarum waren hier rund 60 Hunde in einem Areal. Niemand bellte, niemand machte Ärger, es war unglaublich ruhig. Nur wenige hundert Meter daneben hörte man endloses Gekreische der Menschen …

Doch billig ist der Spaß mit Hund hier nicht. Die Special-Dog-Bereiche kosten zwischen 40 und 45 € pro Tag. Verzichtet man auf die Umzäunung, zahlt man je nach Reihe zwischen 23,- und 27 € pro Tag. Dafür aber ist man hier eben unter Hundefreunden.

Eine kleine Fotosession am Strand gemacht (auch das muss mal sein), ging es auf eine etwas größere Gassi-Runde mit den Hunden, den restlichen Abend machten wir es uns an unserem Stellplatz bequem und grillten unseren heute erstandenen frischen Fisch. Mmmhhh!!

Zum Sonnenuntergang noch einmal an den Strand, um die fantastische Abendstimmung einzufangen, genossen wir wenig später fast zwei Stunden lang Live-Musik. Im ersten Moment konnte ich es gar nicht glauben, dass der Sänger wirklich selbst sang. 'Das kann nicht sein. So gut singt doch keiner auf einem Campingplatz.' Doch! Ich huschte kurz vor zur Bühne und tatsächlich: Alles live. Whow! Da war ich dann doch etwas baff. Da können sich so einige Sänger und Sängerinnen auf einem Kreuzfahrtschiff eine Scheibe abschneiden. Von italienischen Klassikern über Songs von Elvis Presley bis hin zu Country-Music war alles mit dabei. Und das beste: Wir hatten unser eigenes Separée mit Kerzenschein und Wein und waren trotzdem mittendrin.

Leider sollte diese Abendunterhaltung die einzige während unseres Aufenthalts sein. Zwar gab es auch in den kommenden Tagen diverse Veranstaltungen und Shows. Die fanden dann aber alle auf der großen Bühne am Pool im Bereich der Ferienhäuser statt. Davon bekamen wir an unserem Platz so rein gar nichts mit. Aber irgendwie hatte ich auch keine Lust, den Abend dort alleine zu verbringen. Die Hunde finden so etwas doof und alleine lassen im Wohnmobil kommt für uns einfach nicht in Frage.


Tag 6: Ausflug zum Faro Rosso & Old Lighthouse

Heute Morgen war erst einmal Um- bzw. Ausbauen angesagt. :-) Nachdem wir gestern Tisch und Stühle so schön in Position gebracht hatten, stand heute Morgen trotz Markise alles in der prallen Sonne. Schon um 9 Uhr morgens hatte es um die 30 Grad. Wie gut, dass wir einen weiteren Teppich mit dabei hatten (der Boden direkt am WoMo war ziemlich dreckig). Vor zwei Jahren in Bibione gekauft, weil wir 'ohne einen zweiten einfach nicht mehr können' (Camper verstehen sicher, was ich meine?), fand er heute seinen ersten Einsatz. Na immerhin!

Unser erstes Frühstück hier in Lignano genossen, freundeten wir uns ein wenig mit den Nachbarn aus Salzburg an, die als Großfamilie angereist waren und – wie es meistens so ist – schon seit Jahrzehnten hier Urlaub machen. Für mich immer noch unvorstellbar, dass man jedes Jahr zur gleichen Zeit an den gleichen Ort fährt. Aber gut, jeder soll so Urlaub machen, wie ihn es glücklich macht. Warum auch nicht?

Mit den Hunden eine ausgiebige Runde über den Platz und zum Strand gedreht, hatte man schon ein wenig den Eindruck, dass sich unsere Mäuse noch daran erinnern können. Zumindest war Mia hier nicht ganz so aufgeregt wie am ersten Platz in Lido di Spina und stolzierte vorne weg.

Gegen die Mittagszeit widmete sich Anton seiner Arbeit, ich schwang mich auf's Rad und fuhr in Richtung Leuchtturm. Den Ausflug hatte ich zwar schon bei unserem Aufenthalt im März 2022 gemacht. Damals war ich aber so begeistert davon, dass ich heute unbedingt noch einmal hin wollte.

Die knapp 8 km legt man auf schönen, ausgebauten, Radwegen entlang der Lungomare Alberto Kechler, teilweise direkt mit Blick auf's Meer, teilweise auch durch kleine Waldstücke und entlang einer Hotel-Meile zurück. Dieses Mal war schon deutlich mehr los.

An der Belvedere Terrazza Mare direkt an der Lungomare Trieste legte ich einen kleinen Fotostopp ein. Hier wehen zahlreiche Flaggen im Wind, außerdem hat man einen schönen Blick auf die im Wasser stehende Terrazza a Mare. Die Punto Panoramico führt direkt dorthin, auch Geschäfte sind dort zu finden. Ein optisch schon deutlich in die Jahre gekommener Bau, aber trotzdem ein schöner Aussichtspunkt.

Von hier sind es dann auch nur noch wenige Minuten zum Punta Faro Beach. Tatsächlich hatte sich dieser seit meinem letzten Besuch ein wenig verändert. Die Baustelle war weg und ein kleiner Park zu sehen. Das Fahrrad abgestellt, spazierte ich direkt zum Old Lighthouse und nahm den Ort nun deutlich anders war als beim letzten Mal. Im März 2022 war ich nahezu alleine dort unterwegs. Heute standen hier zahlreiche Liegen und die Menschen kreischten und sprangen im Meer herum. Trotzdem war es verhältnismäßig angenehm und ich konnte die ein oder andere ruhige Ecke für mich entdecken.

Zuerst einmal ging es die hübsche Holzbrücke direkt zum Faro Rosso. Von hier aus genießt man immer wieder fantastische Ausblicke. Zum einen auf den freien Bau Beach (Hundestrand) linker Seite. Zum anderen zurück auf den Strand und die Häuser von Lignano. Erreicht man den Leuchtturm, trifft man eigentlich immer Fischer, die ihre Angeln hier hinein halten. Ob es die gleichen waren wie beim letzten Mal? Von hier aus hat man zudem einen schönen Blick auf die unbewohnte Isola Marinetta und die schräg dahinter liegende Isola di Sant'Andrea. Die Muschelinsel kann in den Sommermonaten mit organisierten Booten und in reduzierter Besucherzahl angefahren werden. Aber Vorsicht: Hier gibt es wirklich rein gar nichts … außer Natur pur.

Ich drehte wieder um und spazierte zum D-Marin Punta Faro Resort, dem neuesten Yachthafen in Lignano. Er ist der größte und renommierteste Hafen der Nordadria. Rund 1.200 Liegeplätze findet man hier, auch Schiffe für bis zu 40 Meter Länge haben Platz. Dazu gibt es Restaurants und Cafés, eine Shoppingmeile und sogar einen kleinen Pool.

Tatsächlich besuchte ich nur einen Teil des Areals, war von den vielen tollen Booten und Segelschiffen aber wieder schwer begeistert. Auch wenn ich selbst kein Boot haben möchte – schön anzusehen sind sie immer wieder.

Vorbei an der Tahiri Beach Bar, die richtig schön und modern gestaltet ist, besuchte ich den vollkommen naturbelassenen Hundestrand. Dieser wird von Freiwilligen betreut und ist kostenlos, wobei sich die Betreiber natürlich immer über eine kleine Spende freuen. Die Hunde und ihre Besitzer fühlten sich hier sichtlich wohl. Auch dürfen die Hunde ohne Leine mit ihren Freunden toben.

Ich suchte mir einen ruhigen Platz am Strand und machte einige Videos und Fotos vom schönen Faro Rosso. An Leuchttürmen kann ich mich einfach nie sattsehen. Eigentlich sollte ich mal eine reine Leuchtturm-Rundreise unternehmen.

So langsam machte ich mich wieder auf den Rückweg, blieb zwischendurch aber auch immer wieder für Fotos stehen. Das Metallherz mit Blick auf's Meer dufte dabei natürlich nicht fehlen. Außerdem sah ich mir den Doggy Beach etwas näher an. Also an Hundestränden gibt es hier in Lignano wirklich reichlich. Ein sehr tierlieber Ort, wenngleich die gut ausgestatteten Hundestrände auch kräftig zulangen. Hier zahlt man je nach Platz (von der einfachen Liege bis hin zu eingezäunten Bereichen und richtigen Lounges ist alles vorhanden) zwischen 37 bis 55 € pro Tag. Auch Wochenbuchungen und Saisonkarten sind möglich. Dafür gibt es hier aber auch ein Café, einen Hundeshop und vieles mehr. Und ich muss schon sagen: Stylisch mit Abstand der schönste Doggy Beach, den ich je gesehen habe. Sogar einen Whirlpool gibt es.

Wieder zurück im Ort, nahm ich die Route durch die Stadt, um zu sehen, was es in der Einkaufsstraße Neues gäbe. Natürlich war ich wieder während der Siesta unterwegs, so dass nur wenige Läden geöffnet hatten. War aber nicht weiter schlimm, denn so richtig angesprochen hatte mich hier eh nichts.

Ein kleiner Abstecher zur Bar La Pagoda musste sein. Einfach die Aussicht genießen!

Auf dem weiteren Rückweg noch neue Badeschuhe für Anton mitgenommen, erreichte ich nach rund drei Stunden wieder meine kleine Familie. Gemeinsam ging es kurze Zeit später zum Eis essen. Das hatten wir (ich) uns jetzt aber auch verdient. Und ich war ganz stolz auf meine Mäuse. Lagen sie doch vollkommen gechillt auf ihrer Decke. Und das in einem Café.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir in unseren kuscheligen Stühlen (die uns die Hunde gleich wieder streitig machten), gegen 17 Uhr lief ich kurz zur Color Party an den Strand. Bei guter Musik erfreuten sich vor allem die Kinder an den bunten Farben, die sie voller Euphorie in die Luft warfen und natürlich sich selbst damit beschmierten. Ich sah mir das alles aus sicherer Entfernung an.

Gegen 19 Uhr ging es auf den Abendspaziergang mit den Hunden. Die Sonne war grade am Untergehen und hüllte die Umgebung wieder in ein ganz besonders schönes Licht. Wir liefen am Fluss Tagliamento entlang, hatten aber immer wieder mit fiesen, stacheligen Blüten zu kämpfen, die sich sowohl die Hunde als auch wir permanent eintraten. So ein Mist. Das tat höllisch weh!

Die Hitze machte uns die Tage allerdings ganz schön zu schaffen. Normalerweise ziehen sich die Hunde tagsüber gerne mal ins Wohnmobil zurück. Doch das heizte sich in diesen Tagen regelmäßig auf 32 bis 35 Grad auf. Trotz Ventilator keine Chance. Also verbrachten sie den ganzen Tag unter der Markise und dem Tisch. Sobald der Schatten kam, wanderten wir mit diesem mit. Das führte natürlich dazu, dass die Hunde abends unglaublich müde und fertig waren.


Tag 7: Radausflug nach Aprilia Marittima

Nach einem wiederum sehr ruhigen Vormittag auf dem Campingplatz, den wir ihn gewohnter Reihenfolge verbrachten, verzogen sich die Hunde und das Herrchen unter die Markise mit zumindest ein bisschen Schatten und widmeten sich dem Schönheitsschlaf bzw. der Arbeit.

Ich dagegen schnappte mir mal wieder mein Fahrrad und machte mich auf den Weg nach Aprilia Marittima. Mit den Ausflugsmöglichkeiten per pedes oder mit dem Fahrrad hält es sich hier in Lignano tatsächlich etwas in Grenzen. Das meiste hatte ich bereits während unseres ersten Aufenthalts gesehen und alles weitere war einfach zu weit weg. Ich wollte ja auch keine 8-Stunden-Tour machen.

Aprilia Marittima zeigte mir in Google Maps einen schönen, großen Hafen. Und weil ich so gerne Boote und Schiffe schaue, war der Entschluss schnell gefallen. Vom Campingplatz aus ging es zunächst durch den Ortskern Lignano Sabbiadoro, der zum Teil kreisförmig gestaltet ist. Am Kreisel des Ortsausgangs sah ich nur die viel befahrene Hauptstraße, die ich auf keinen Fall befahren wollte. Das war mir zu gefährlich. Dass es hier direkt daneben einen Radweg gibt, habe ich erst auf dem Rückweg entdeckt.

Hinter einer Tankstelle bog ich also ab in die Via Tarvisio und folgte dieser weiter, bis ich den Aquasplah-Park entdeckte und dort über die Via Europa direkt daran entlang fuhr. Mit der Via S. Giuliano entfernte ich mich immer mehr dem Stadttrubel und erreichte nach einiger Zeit nur noch Felder und Wiesen. Ich bog ab in die Via Pantanel und fuhr ein schönes Stück die Via Alzaia direkt am Canale Tagliamento entlang. Was für schöne Landschaftsbilder!

Unter der Ponte Lignano Sud und der Ponte Bevazzana hindurch, gelangte ich zur kleinen, für den Autoverkehr geschlossene Ponte girevole di Bevazzana. Nur wenige Meter dahinter befindet sich die Schleuse, die direkt in den Fluss Tagliamento führt.

Ich überquerte die kleine Brücke und fuhr nun auf der anderen Seite des Canale Tagliamento wieder zurück, bis ich nach einiger Zeit links abbog nach Bevazzana. Von hier folgte ich nun nur noch geradeaus der Straße bis nach Aprilia Marittima, die zwischen Schotterweg, Radweg und Hauptstraße wechselte.

Auf den ersten Blick wirkte der Ort wie ausgestorben. Auf den zweiten auch. Aprilia Marittima liegt an der einzigartigen Naturkulisse der Laguna di Marano und der ideale Ausgangspunkt für Kreuzfahrten entlang der Küste. Der Ort verfügt über insgesamt drei Hafenanlagen, die neben den Liegeplätzen auch Swimmingpools, Restaurants & Bars und sogar Picknickplätze bieten.

Eine der Anlagen sah ich mir näher an, obwohl ich mich anfangs erst gar nicht getraut hatte, hinein zu fahren. Die Areale sind durch Schranken verschlossen. Mit dem Rad oder zu Fuß kommt man allerdings problemlos hinein und so fuhr ich einfach mal drauf los. Wenn ich hier nichts zu suchen habe, wird man mich schon darauf hinweisen. Da aber ohnehin kaum Menschen zu sehen waren, wird es auch keinen stören.

Die meisten von ihnen saßen im Clubhaus beim Mittagessen. Hier und dort sonnten sich manche auf ihrem Boot. Alles hier war so ruhig, so picobello sauber, so richtig schön. Ich spazierte entlang einer Mole und beobachtete die ausfahrenden Boote, die sich in der Lagune zwischen die kleinen Inselchen entlang schlängelten. Madonnen-Statuen, Kreuze und auch Glocken standen aufgereiht auf einem Damm. Vermutlich zur Begrüßung und/oder Verabschiedung der Reisenden.

Einen schönen, ausgiebigen Spaziergang unternommen und die wohltuende Ruhe genossen, radelte ich nun langsam wieder zurück. Ich entdeckte auf der mir bekannten Strecke nun den Radweg direkt entlang der Hauptstraße, so dass ich mir das Eck entlang des Canale Tagliamento sparen und direkt nach Lignano hinein fahren konnte. Ein schöner, kleiner Ausflug. Aprilia Marittima 'muss' man nicht gesehen haben. Wer aber ein Faible für Boote und Segelschiffe hat, kann sich hier doch eine Weile aufhalten.

Eis und Kaffee auf der Terrasse des Restaurants genossen, machte ich mich einige Zeit später mit Kamera bewaffnet auf den Weg durch die Anlage des Campingplatzes Pino Mare. Zwar hatte ich bereits bei unserem letzten Aufenthalt zahlreiche Fotos und auch ein Video gemacht. Trotzdem wollte ich die Anlage auch dieses Mal wieder 'festhalten'. Also spazierte ich sowohl durch den Bereich der Stellplätze für Wohnmobile als auch durch die Ferienanlage mit Mobilehomes, die allesamt sehr einladend aussehen. Im Gegensatz zum letzten Campingplatz waren diese hier topmodern und großzügig gestaltet. Natürlich auch in verschiedenen Ausstattungen und Preiskategorien erhältlich.

Auch eine schöne und vor allem sehr großzügige Poolanlage gibt es. Sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Wer es etwas ruhiger möchte, bucht sich einfach (kostenpflichtig) halb- oder ganztags in den Ruhebereich angrenzend zum Wellnesstempel ein. Am Rande des Schwimmbereichs findet man außerdem die große Bühne, auf der (fast) allabendlich Musik-Shows angeboten werden. Speziell für die Kinder ist hier einiges geboten. Eine Info-Tafel am Eingang berichtet über die Events.

Wieder zurück, genossen wir unsere Familienzeit am Platz und machten uns gegen 18.30 Uhr auf den Weg zum Strand. In den letzten Tagen waren wir oft hier. Nie gab es Probleme. Heute allerdings trafen wir auf einen Italiener, der wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden war. Gerade als wir in Richtung des Hundestrandes wollten, schoss er vom Bereich des La Spiaggia di Duke auf uns zu. Wir dürften hier nicht mit Hund entlang, das sei verboten? Wie bitte?

Ok gut. Wir mussten – um an den Hundestrand zu gelangen – über einen (für Hunde nicht zugelassenen) Strandabschnitt von ca. 10 Metern hinweg. Hier war aber keine Menschenseele zu sehen und ab 19 Uhr ist ohnehin der gesamte (!) Strand für Hunde frei gegeben. Jetzt hatten wir es 18.47 Uhr. Also ob die Italiener Pünktlichkeit kennen. Das wäre aber wirklich das erste Mal.

Wir ließen uns auf keine Diskussion ein und machten es mal so, wie manch andere auch: Keine Ahnung. In dem Moment kam ein anderes Pärchen mit Hund auf uns zu, die schon vor ein paar Tagen eine rege Diskussion mit einem der Rettungsschwimmer hatten. Wir wunderten uns wirklich sehr über dieses Gebaren. Das kennen wir so nicht. Bisher hatten wir noch nie in Italien auch nur ein einziges Problem mit Hund.

Ich hätte es ja verstanden, wenn wir bei voll besetztem Strand unter Tags mit unseren Hunden hier entlang spaziert wären. Das muss wirklich nicht sein. Oder wenn sich unsere Hunde aufgeführt hätten. Aber wir gingen einfach nur still und leise an kurzer Leine hier entlang. Und sich dann noch wegen 10 Minuten hin oder her aufzuregen, in einem Land, wo man die Uhr nur als Anhaltspunkt verwendet. Lächerlich.

Doch durch die (dann doch noch entstandene) Diskussion verging auch die Zeit und Punkt 19 Uhr standen wir am Hundestrand. So. Jetzt konnte er nichts mehr sagen. War es das jetzt wirklich wert? Der Italiener pfefferte seine Gerätschaften ins Eck und reinigte den Strand. Ich glaube, dem ist heute einfach nur eine Laus über die Leber gelaufen.

Etwas Gutes hatte das ganze aber: Wir lernten dadurch ein sehr nettes Pärchen kennen, mit denen wir uns auf Anhieb verstanden. Auch unsere Hunde wurden schnell zu Freunden. Benita und Dobby sausten gemeinsam durch den Strand. Na endlich mal ein Spielgefährte. Mia sah sich das alles erst einmal aus der Entfernung an und wies den armen Kerl gleich mal in seine Schranken. 'Fass mich nicht an.' :-)

Gemeinsam spazierten wir noch eine Weile am Strand entlang und lernten uns dabei etwas näher kennen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, wir würden uns schon länger kennen. Auf so vielen Ebenen die gleichen Gedanken und Ansichten, das findet man selten.

Von den beiden verabschiedetet, bereiteten wir unser Abendessen zu und verbrachten den restlichen Abend in gewohnter Weise vor dem Wohnmobil.


Tag 8: Spaziergang zum Hundespielplatz & Baden

Gemütlich gefrühstückt, machten wir uns am Vormittag mit den Hunden wieder auf einen ausgiebigen Spaziergang über den Campingplatz. Nachdem uns unsere neuen Bekannten gestern noch am Platz besucht und unser Wohnmobil näher angesehen hatten, wollten wir ihnen heute (auf Einladung) einen kleinen Gegenbesuch abstatten. Dabei beschlossen wir, am Mittag gemeinsam einen Hundespielplatz in Lignano aufzusuchen. Dobby suchte nach Spielgefährten und in einem gut eingezäunten Areal würde ich auch Benita mal von der Leine lassen können.

Gesagt getan. Nach Erledigung der 'Hausarbeiten' spazierten wir los zum knapp drei Kilometer entfernten Hundepark Pineta for Dogs in der Lungomare Alberto Kechler. Ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher, ob das mit Mia funktioniert und stellte mich schon darauf ein, nach wenigen Minuten umzudrehen. Wir mussten durch einen Teil der Stadt. Und wer unsere Berichte verfolgt, weiß: Mia mag keine Städte. Ein Versuch war es aber wert und tatsächlich: Obwohl sie natürlich ziemlich angespannt war und hier und dort etwas verschreckt auf die Seite sprang: Sie meisterte den kompletten Weg, wollte kein einziges Mal zurück, war immer vorne mit dabei. Vielleicht lag es auch an der Anwesenheit eines weiteren – fremden – Hundes? Wir wissen es nicht, aber als wir nach einer guten Stunde an unserem Ziel ankamen, war ich mächtig stolz auf unsere Kleine.

In den Genuss des Hundeparks kamen wir allerdings nicht, denn der schloss vor genau fünf Minuten. Siesta. Schön, dass auf der Website durchgängige Öffnungszeiten von 9 bis 19 Uhr stehen. War aber ohnehin egal, denn zum einen hatten wir alle die Impfausweise unserer Hunde vergessen (die jedoch vorgelegt werden müssen). Zum anderen stand klar geschrieben, dass die Vierbeiner hier nicht abgeleint werden dürfen. Was soll das denn bitte? Wie sollen die Hunde denn dann spielen? Also manchmal versteht man es nicht. Dank der extrem hohen Umzäunung hätte sogar ich – die Oberglucke schlechthin – kein Problem damit gehabt, Benita auch mal frei laufen zu lassen. Egal.

Grundsätzlich bietet dieser Hundepark inmitten eines Pinienwaldes (und somit vollkommen beschattet) individuell eingezäunte Hundeboxen, ein Schwimmbecken, einen Wanderbereich mit Sinnespfad sowie Hundesitter-Service. Die Preise variieren je nach Nutzung der Anlage. Nähere Infos findet Ihr unter https://lignanosabbiadoro.it/de/strutture/pineta-for-dogs/ (Vollständigkeit/Aktualität nicht geprüft).

So drehten wir also wieder um und suchten uns am Weg einen schönen Platz in einer Bar. Bei Kaffee und kühlen Getränken plauderten wir über alles mögliche. Und wieder überraschten mich meine Hunde. Ohne Decke und ohne Murren legten sie sich schlafend unter den Tisch. Und das in einem Café. Es geschehen noch Zeichen und Wunder.

Am Nachmittag wieder zurück am Platz, verabredeten wir uns für den Abend, brachen dann aber jeder wieder zu eigenen Unternehmungen auf. Hunde plus Ehemann waren müde und legten sich ein wenig hin. Ich schnappte mir die Kamera und spazierte am Fluss Tagliamento entlang, wo ich gestern noch ein paar schöne Fotomotive entdeckt hatte.

Auf dem kleinen Pfad in Richtung Marina Uno Darsena hat man immer wieder einen schönen Blick auf die gegenüberliegende Flussseite und den Fiume Tagliamento, einen naturbelassenen Strandabschnitt. Heute sah ich auch zum ersten Mal die X-River-Fähre, die Lignano mit Bibione verbindet. Sie ist nur in den Sommermonaten im Einsatz und bringt die Gäste in wenigen Minuten für 1,- € auf die jeweils andere Seite.

Vor ungefähr vier Monaten stand ich auf der anderen Seite. Damals war ich mit dem Rad zum Leuchtturm von Bibione gefahren und sah mir die neu erbaute Fährstation an. Ich lief noch ein Stück weiter zum hübschen Floating Resort (mehrere kleine Ferienhäuser als Hausboote verpackt), drehte wieder um und ging zurück zum Platz.

Auf unseren bisherigen Reisen hatte ich nie das Bedürfnis, ins Meer zu gehen. Aufgrund einer Situation im Schwimmunterricht traute ich mich seitdem auch nicht mehr in tiefes Wasser. Doch dieses Mal zog mich das Meer magisch an. Weil es hier in Lignano viele Meter ziemlich flach hinein geht, traute ich mich und verbrachte eine ganze Weile im kühlen Nass. Ach war das schön. Anfangs noch von Bauchschmerzen begleitet, wurde ich immer mutiger. Ja, jeder Mensch hat eben so seine eigenen Macken und Probleme.

Unseren (vorerst) letzten Abend in Italien verbrachten wir schließlich noch einmal mit einem ausgiebigen Strandspaziergang mit den Hunden. Pünktlich um 19 Uhr, damit es nicht wieder ein Gemecker gibt. Interessanterweise waren hier heute Nachmittag übrigens eine Vielzahl an Hunden am 'verbotenen Strandabschnitt' unterwegs – das interessierte auch niemanden.

Den täglichen Strandbesuch würden wir wohl alle wieder schmerzlich vermissen. Daran kann man sich gewöhnen. Aber einen Lichtblick gab es: Schon in drei Wochen geht es erneut nach Italien. :-)

Zum Abendessen holten wir uns nochmals eine Pizza vom hauseigenen Restaurant. Etwas teurer als auf dem letzten Platz, aber mit 8 € immer noch günstig. Vor allem für die hervorragende Qualität. Mmmmhh!!

Gegen 20 Uhr packten wir schließlich unsere Stühle zusammen und machten uns auf den Weg zu unserer Urlaubsbekanntschaft. Die beiden hatten uns zu sich auf den Platz eingeladen. Der Alkohol musste weg. Na, da war ich doch gerne behilflich. :-)

Es war ein richtig schöner, lustiger und entspannter Abend und wir alle Vier waren etwas traurig, dass wir uns a) nicht früher kennengelernt und b) nicht mehr Zeit zusammen hatten. Zum Glück wohnen wir nicht allzu weit voneinander entfernt.

Kurios waren aber deren Nachbarn. Hatten die doch tatsächlich zwei Katzen mit dabei, mit denen sie nun im Stockdunkel spazieren gingen. Ausgerechnet immer vor unserer Nase auf und ab. Muss das denn sein? Der Besitzer sah uns und unsere Hunde herausfordernd an. Also manche Menschen muss man einfach nicht verstehen. Will er ein Hund-Katzen-Chaos provozieren? Zum Glück verschlief Mia das Spektakel komplett. Und Benita war so dermaßen verdutzt über die Anwesenheit von Katzen auf einem Campingplatz, dass sie einfach nur da saß und staunte …


Tag 9: Es geht wieder nach Hause

Wer kam eigentlich auf die Idee, zum Ferien-Ende nach Hause zu fahren?

Zum Glück konnten wir unseren Stellplatz bis 12 Uhr nutzen. Und das taten wir dieses Mal auch. Sinn hätte nur gemacht, schon nachts zu starten, um mögliche Staus zu umgehen. Darauf hatten wir aber keine Lust. Dann lieber den ersten Schwung am Vormittag ziehen lassen und hoffen, dass es sich wenig später wieder entspannt.

Nach dem Frühstück eine letzte Runde mit den Hunden gedreht, ging es wieder ans Aufräumen und Einpacken. Unsere Nachbarn hielten uns mit Staumeldungen auf dem Laufenden. Wie erwartet, staute es sich schon hier in Lignano in die Autobahn hinein. Kein Wunder. Gefühlt reiste auch gerade jeder Zweite ab.

Das Wohnmobil abfahrbereit gemacht, trafen wir uns mit unseren Bekannten auf einen letzten Kaffee in der Bar. Sie hatten noch ein paar Tage vor sich und sahen dem Trubel eher gelassen zu. Tja, es half alles nichts. Kurz vor 12 Uhr verabschiedeten wir uns voneinander und brachen auf. Arrivederci, Pinomare!

Tatsächlich hatte sich die Lage komplett entspannt. Kein Stau mehr weit und breit. In Italien kamen wir flott voran und ich hegte schon die leise Hoffnung, am frühen Abend zu Hause zu sein. Diese Hoffnung wurde kurz vor Werfenweng in Österreich dann aber jäh zerstört. Aus Gründen, die wir bis heute nicht in Erfahrung bringen konnten, staute es sich hier knapp zwei Stunden in Richtung Deutschland. Ein ständiges Stop & Go, ähnlich wie auf der Hinreise auf der Brennerautobahn. Müde und erschöpft, erreichten wir Punkt 19 Uhr wieder unser Zuhause. Geschafft. Ein schöner, abwechslungsreicher und interessanter Urlaub ging zuende. Ein Urlaub, in dem ich die Arbeit endlich mal wieder links liegen lassen und mich richtig gut erholen konnte. Und eine Woche, aus der wir viele tolle Eindrücke mitnehmen konnten.